piwik no script img

Die Wochenvorschau für Berlin„Breiter kommen wir weiter!“

Am Samstag, dem 12. August, steigt die Hanfparade. Am selben Tag wird des Mauerbaus gedacht – mit künstlerischen Mitteln.

Die Zukunft ist – grün! Foto: dpa

Dass das Kino bigger than life sei, heißt es. Da kann es auf der Leinwand dann schon zu einigen Verzerrungen kommen, wenn man das Kinobild tatsächlich mit der Wirklichkeit vermessen will.

Zu sehen ist das beispielsweise bei dem Film „Der zerrissene Vorhang“, dem Spionagethriller von Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1966, in dem Paul Newman einen anfänglich reichlich undurchsichtigen US-amerikanischen Physikprofessor mimt und Julie Andrews seine anfänglich sehr verwirrte Assistentin und Verlobte. Verwirrt ist sie, weil ihr zukünftiger Gatte sich verdächtigerweise auf den Weg in die DDR macht. Der Film spielt also über längere Strecken in dem einstigen Arbeiter-und-Bauern-Staat, unter anderem in Ostberlin. Natürlich kommt in dieser Kalter-Krieg-Geschichte auch die Stasi vor. Die braucht es für die Spannung. Von einem selbst nur ungefähr realistischen Blick in den sonstigen DDR-Alltag kann allerdings keine Rede sein. Und das liegt gar nicht daran, dass der Film großteils im Studio und sonst wo in Kalifornien gedreht wurde. Als Zeitzeugenschaft ist „Der zerrissene Vorhang“ deswegen nur bedingt zu empfehlen. Aber das wollte Hitchcock auch gar nicht. Er wollte den Thrill.

Geboren ist Alfred Hitchcock übrigens an einem 13. August.

Der Suspense-Meister feierte also seinen 62. Geburtstag an dem Tag, als in Berlin im Ostteil der Stadt die deutsche Teilung zementiert wurde. Was, wie verzerrt auch immer, seine Spur in Hitchcocks Schaffen hinterlassen hat. Der Vorhang: Am 13. August 1961 begann man mit dem Bau der Mauer.

Zum 56. Jahrestag wird hier und da daran erinnert werden und auch an der Mauer selbst. Hier kann man dann erfahren, wie das war, damals, in der DDR, an der Grenze, mit der Mauer. In der Installation „Beyond the Wall“ von Stefan Roloff sind Bilder vom DDR-Grenzregime zu sehen, die der Künstler in den Achtzigern von Westberliner Seite aus gemacht hat und die mit Zeitzeugenpor­träts kombiniert werden. Am Samstagabend (12. August) ist Eröffnung, bis 9. November (ja, Mauerfall) wird die wirklich großformatige Arbeit auf der Rückseite der East Side Gallery zu sehen sein.

Als Film funktioniert „Der zerrissene Vorhang“ übrigens, selbst wenn er nicht unbedingt zu Hitchcocks Großtaten zählt, durchaus. Am 18. August kann man ihn auf 3sat sehen.

Für eine, sagen wir mal, etwas „erweiterte“ Wirklichkeit muss man aber gar nicht immer nur ins Kino. Da gibt es noch andere Mittelchen. In dieser Hinsicht trifft man sich am Samstag (12. August) ab 10 Uhr am Hauptbahnhof zur Hanfparade, um für die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel zu werben. Abmarsch der Demo ist dann um 14 Uhr. Motto: „Breiter kommen wir weiter!“

Es geht eben, ganz allgemein, um eine Bewusstseinserweiterung. Bigger than life.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!