Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Die Causa Holm dauert weiter an, die Sozialdemokraten als verwirrter Robin Hood und mahnende Worte vom BVB-Seniorenbeirat.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Syrien, Türkei, Mittelmeer, kreuzen Sie irgendwas an.
Und was wird besser in dieser?
Wir kreuzen was an.
Die NPD darf weitermachen, indes kapert AfD-Mann Höcke ihren ideologischen Markenkern. Wer ist denn nun gefährlicher?
Dann darf man die AfD jetzt wohl als Designer-NPD betrachten. Immerhin vollzog sich Aufstieg und Wandlung der dunnemals Professorensekte zum Krawallfahrtsort zeitgleich mit den NPD-Verfahren; man konnte sich täglich aus der Verbotsdiskussion informieren, was bei Verfassungshütern gerade so Trumpf ist. Die AfD enthält so viele stillgelegte christdemokratische Brennstäbe wie die NPD V-Leute, da würde eine Verbotsdiskussion albern. Höcke würgt hoch, dass die Deutschen in ihrer Hauptstadt ihrer nationalen Scham gedenken – allerhand. Nächstes Thema.
Inzwischen-Ex-US-Präsident Barack Obama hat der Whistleblowerin Chelsea Manning den Rest ihrer Gefängnisstrafe erlassen. Wen würden Sie begnadigen?
Amerika. Seien wir ehrlich: Niemand will den Sieger einer Castingshow danach noch singen hören. Oder gar regieren.
Der neue US-Präsident Donald Trump hat indes im Interview mit der Bild-Zeitung den Präsidenten des Europäischen Rates, Donald Tusk, mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker verwechselt. Wo ist da noch mal der Unterschied?
Dass ein Donald einen Donald nicht auf die Reihe bekommt, lädt dazu ein, in Trumps Gegenwart intellektuell fordernde Gespräche eher mit Heizkörpern zu suchen. Doch gemach: Diese Woche ging ein luzider Vergleich mit unserem Wilhelm II. von der FAZ aus in die Welt. Er beschreibt nicht nur diesen Typ Egomanen, Narzissten, kindischen Großkotz und aggressiven Feigling. Sondern sagt auch: Bedeutsam ist weniger der unbedacht polternde Gockel, sondern wie andere, gerissenere das Feld bespielen, das er mit seinem Gerede absteckt. Die fiebernde Fixierung auf Trump ist erst mal nur eines: das, was Trump will.
Der Stadtsoziologe Andrej Holm darf nicht Staatssekretär werden, und auch die Humboldt-Universität schmeißt ihn jetzt raus. Studis protestieren dagegen. Sind das alles Stasi-Fans?
Diefromme Wendung „über Personal reden wir ganz am Ende“ scheint ausgerechnet bei den Berliner Koalitionsverhandlungsfestspielen einen wahren Kern gehabt zu haben: Man muss jetzt glauben, dass R2G zwei Monate jede Unisex-Toiletten-Kachel sachlich abwog und schließlich eine Tretmine im Personaltableau achtlos durchwinkte. Dass Holm mit 18 „Schild und Schwert der Partei“ werden wollte, mag verzeihlicher sein, als dass er noch 2005 eine falsche Angabe dazu machte. Da war er schon groß. Stadtentwicklungssenatorin Lompscher kündigt an, ihn als freischaffenden Gentrifizierungsgegner konsultieren zu wollen. Der Humboldt-Uni hat Holm arbeitsrechtliche Klage angedroht. Da man im Vorstellungsgespräch lügen darf und letztlich die Arbeitsleistung zählt, scheint das nicht aussichtslos.
Sigmar Gabriel (SPD) warnt im Gespräch mit der FAZ vor Steuersenkungen: „Wir müssen Vorfahrt für Investitionen und Innovationen geben“, sagte er. In was würden Sie investieren? Und wer hat eigentlich Vorfahrt? Rechts oder links?
Die SPD benimmt sich wie eine Indieband, die nicht drüber hinwegkommt, dass sie aus Versehen einen kommerziellen Schlagerhit hatte. Die „Agenda“-Politik hat sich in Sigis Kosmos zu seinem persönlichen „Hossa“ ausgewuchert, mit dem er auch im fortgeschrittenen Alter noch Kreissparkassen-Tombolas und Baumärkte zu eröffnen gedenkt. Nein, der verwirrte Robin Hood, der von den Armen nimmt und es unter den Reichen verteilt, hat die SPD halbiert. Und macht es damit den Populisten so barbarisch leicht, Ängste vor Abstieg, Armut und Ungerechtigkeit zu schüren. Trumps Inaugurationsrede war in weiten Teilen eine ungebetene Prostata-Massage am Sack des Sozialismus: alleinerziehende Frau, bessere Schulen, gerechtere Verteilung, Jobs, Jobs, Jobs. Während die SPD den Spitzensteuersatz niedrig halten möchte. Sie hat noch immer nicht bereut.
Ach ja, müssen wir eigentlich weniger über das Dschungelcamp reden oder mehr?
Wenn man neuerdings nicht argwöhnen müsste, dass es eine Art recruitment center für Spitzenpolitiker ist, könnte man es beschweigen.
Und was machen die Borussen?
Torwart Weidenfeller wird im August 37 Jahre alt. Wir vom Seniorenbeirat sehen mit Sorge, dass der Trainer keinen Respekt hat und ihn auf die Bank schicken will.
FRAGEN: MKI, PWE
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