Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Warum werden 12-jährige Fußballjungs nicht geschützt? Und wo bleiben die Busenwunder bei der Bundeswehr?

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: BMW präsentiert ein erlesenes Sportcoupe mit über 300 PS und nur 3,8 Litern Verbrauch. Mit Diesel-und Elektrohybridmotoren!

Was wird besser?

Friedrich Küppersbusch ist Fernsehproduzent und wird von der taz jede Woche zum Zustand der Welt befragt.

Sie zeigen es nur mal so auf ner Messe, bauen es nie in Serie und ich kann BMW in Ruhe weiter doof finden.

Am Montag startet in Genf die 3. Weltklimakonferenz. Wird mehr als heiße Luft dabei herauskommen?

In Genf treffen sich die Meteorologen, um Vorhersagetechniken und damit Reaktionsmöglichkeiten zu verbessern. Den politischen Willen dazu muss dann die gleichnamige Konferenz im Dezember in Kopenhagen liefern. Sprich: Hier macht Kachelmann einige Hausaufgaben für Al Gore.

Kurz vor dem Verkaufsverbot ab Dienstag decken sich viele Verbraucher massenhaft mit alten Glühbirnen ein. Warum?

Wenn eine Glühlampe hinfällt, ist sie kaputt. Wenn eine Energiesparlampe hinfällt, ist sie Sondermüll. Bei der alten Birne verglimmt ein Glühfaden und erzeugt so jede Menge Abwärme und ein bisschen rötliches Licht. In der neuen Gasröhre verdampft giftiges Quecksilber in einem kalten, dem menschlichen Auge nicht sichtbaren Abschnitt des Farbspektrums. Deswegen sind die Röhren beschichtet. Hey, ich hätte nicht gedacht, dass sich Nerdwissen aus dem Filmstudium mal so gut verkaufen ließe.

Doris Heinze, Leiterin der NDR-Fernsehfilmabteilung, kaufte Drehbücher bei ihrem Mann, die er unter Pseudonym schrieb. Ein Skandal?

Da Kollegin Henze für eine lange Liste großer Erfolge steht, könnte man die Öffentlich-Rechtlichen fragen: Warum zaubern sich "Gremien voller Gremlins" (G. Jauch) die Taschen voll, und die wirklich großen Schaffenden, wie Henze, müssen sich illegal bereichern? Und antworten: Müssen sie nicht. Können ja kündigen und sich draußen dumm verdienen. Oder scheitern, ohne sichere Planstelle. Das ZDF hat seinen News-Anchor aus der Festanstellung entlassen, um ihm als Freiem ein marktgerechtes Honorar zahlen zu können. Sowas habe ich über einen Verwaltungsschlumpf noch nicht gehört.

Die Bundeswehr muss ihre Attraktivität nach Worten von Verteidigungsminister Jung (CDU) steigern, um ausreichend Nachwuchs sicherzustellen. Wie soll das funktionieren ?

Teilnahme an internationalen Wettbewerben (WK III), attraktive Neuverpflichtungen (Busenwunder), bessere Trikotsponsoren ("Gott mit uns" wie 14/18 z.B.) , Konzentration auf's Kerngeschäft (ICE verwüsten).

Die Springer-Medien schlachten Schmidts Dienstwagenaffäre aus - bei Ackermanns Kanzleramtsparty halten sie sich zurück. Durchschaubare Taktik?

Wenn sie umgekehrt Partygürkchen gegen Reisekilometer sorgfältig abwägen würde - wäre BILD dann heilig? Schröder hat BILD gegen Lafontaine instrumentalisiert. Der hat sich dann als Kolumnist dort prostituiert. Und beide zusammen beschreiben eine SPD, die eher einen Wallraff verrät als auf ihre Ego-Tripps verzichtet. Das Problem ist nicht BILD, sondern die Abwesenheit von Alternativen.

Wieder Springer: Der Verlag hat sein groß angekündigtes 68er-Tribunal abgesagt. Wollen die ihre eigene Vergangenheit gar nicht durchleuchten?

Es steht dem Verlagshaus frei, eine wissenschaftliche Untersuchung seines Handelns in dieser Epoche zu unterstützen. Es gibt dazu ja erst einige Hundert und vielleicht fällt die nächste positiver aus. Nach vielen Promi-Absagen zu verzichten, deutet darauf: Die wollten nicht aufklären - das könnten sie auch im Archivkeller. Die wollten vereinnahmen.

Hunderte Professoren haben gegen Geld Doktorwürden verliehen. Zeit, den deutschen Titelwahn einzudämmen?

Finde ich demokratischer und auf gut deutsche Art effizienter, als das ganze Bildungssystem zahlungsabhängig zu machen. Wenn man statt Titel gleich das ganze Studium kaufen muss, wie etwa in den USA, lernt man ja ohne Geld gar nix.

Die 13 jährige Holländerin Laura Dekker darf nicht mit ihrem Rekordversuch beginnen, als jüngster Mensch die Welt zu umsegeln. Sie wurde bis Ende Oktober unter behördliche Aufsicht gestellt. Richtig so?

Unbedingt. Wenn unsere 13-jährige Tochter uns zwei Jahre nicht sehen wollte, hätten wir mit "behördlicher Aufsicht" ja noch Milde empfangen. Erstaunlich, dass Gerichte nicht mindestens so drastisch reinpacken, wenn 12-jährige Jungs an Fußballclubs verkauft oder zehnjährige von Eislaufmuttis vergewaltigt werden.

Was machen die Borussen?

Die Londoner "Times" haben The Stadium formerly known as Wesfalen zur Number One der "Top Ten football Stadiums" gewählt. Vor San Siro Anfield, Bernabeu, und einem sehr blamablen fünften Platz für die Münchner Arena. Das nenne ich eine gute Kommunalwahl.

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