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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Die Launen alter Männer, die fehlende Fokussierung der Opposition auf ihr Problem und das Wahlrecht der "Bild".

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: „Entweder redet und schreibt Sarrazin aus Überzeugung einen himmelschreienden Blödsinn oder er macht es mit einem verachtenswerten Kalkül.“ Wolfgang Schäuble.

Was wird besser in dieser?

CDU putscht, Schäuble wird Kanzler.

Norbert Röttgen reiht sich ein in eine Serie gescheiterter Männer: Roland Koch, zu Guttenberg, Christian Wulff. Zufall oder Konzept?

Männer in unseren Alter: Da machst du jede noch so unlogische Laune mit, erzählst den Leuten fadenscheinige Begründungen für ihre Schrullen – und eines Morgens wirst du wach und sie hat einen Dickeren. Die örtliche CDU konnte die Plakatwände „Unser Land hat das Beste verdient – Norbert Röttgen“ noch nicht mal abräumen, da verzichtet Merkel schon auf eine Erklärung, ob das nun vor der Wahl gelogen war oder jetzt die Besten gefeuert werden.

Nebenaspekt: die genderkorrekte Parole, wonach Frauen eine andere Qualität in die Politik einbrächten, kann man dank Merkel getrost belächeln. Bisher mag man sie sprichwörtlich am Ufer sitzen gesehen haben – wartend, bis die Leichen ihrer Feinde vorbeitrieben. Nun hat sie angefangen, die Jungs ins Wasser zu rempeln. Die Verlockung, sich schadenfreudig über ihre gescheiterten Kollegen zu beugen, hindert die Opposition an der klaren Fokussierung auf ihr Problem: Merkel.

Beim Versuch, die NSU-Morde aufzuklären, haben sich die Behörden erfolgreich gegenseitig behindert. Ab welchem Punkt wird Bürokratie kriminell?

Bild: taz
Im Interview: Friedrich Küppersbusch

ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Da ist es doch hübsch konsequent, dass sich nun auch drei Untersuchungsausschüsse untereinander erfolgreich behindern. Im sächsischen sitzt dank Stimmen anderer Parteien ein Abgeordneter der NPD – der wird sicher viel über die Verstrickung seiner Partei beitragen. Der thüringische Ausschuss meditiert über die Frage, warum der „Heimatschutz“ 200.000 Mark vom Land bekam, und stellt fest: man könne „keine systematische Zusammenarbeit“ der Behörden mit den Mördern nachweisen. Tja, vielleicht lief das eher unsystematisch.

Auch im Bund wird untersucht, vor allem, warum der Bund und der Bundesanwalt keine Ahnung von nichts hatten. Und just kündigt Bayern einen vierten U-Ausschuss an. Das Grundgesetz sieht – gegen die übermächtige Staatspolizei des Nazireiches – föderale Strukturen vor. Allerdings geht es davon aus, dass die einzelnen Behörden auch funktionieren. Wenn am Ende dieser Sache die zentrale Bundespolizei herauskommt, würde ich als Nazi das als schönen Erfolg werten.

Oskar Lafontaine will zur Parteispitze zurückkehren, aber nur zusammen mit Sahra. Ganz normal oder schon Clanwirtschaft?

Nein, bei der anderen großen antikapitalistischen Erzählung „Dallas“ wurde ja auch die Darstellerin der Clanchefin, Miss Elli, unterwegs ein paarmal ausgetauscht. Lafontaine hat seine Chance, SPD und Linke aus der schmerzlichen Vergangenheit zu lösen, nie genutzt. Ob er da nochmal sein Ego raushält oder nicht, ist politisch bedeutungslos.

Karlspreis-Gewinner Wolfgang Schäuble möchte, dass die Europäer den EU-Kommissionspräsidenten direkt wählen. Sollten wir nicht erst mal beim Bundespräsidenten anfangen?

Wollen Sie der Bild ihr Wahlrecht nehmen? Schäuble hat recht: wir wählen ein Europa-Parlament, das nichts zu sagen hat, und werden von einer Kommission regiert, die vordemokratisch berufen wird. Langfristig müsste das Parlament die europäische Regierung wählen, als erster Schritt täte es der Schäuble-Vorschlag.

Horst Seehofer schimpft nach einem ZDF-Interview vor laufender Kamera über die Politik der Union und erlaubt dann die Veröffentlichung des Materials. Gutes Marketing für den Sender wie für Seehofer?

Seehofer wie Kleber gucken im „Nachgespräch“ ab und an ins Off, vermutlich: zum Referenten, zum Redakteur, zur Uhr. Der Klassiker: Ein pastöses, nichtssagendes Interview, hinterher kommen dann O-Töne, wegen derer man sich ewig vorwirft, ein schlechtes Interview gemacht zu haben. Kleber holt sich geistesgegenwärtig das Okay. Hinweis: Es heißt „Vorgespräch“ und „Nachgespräch“, das dazwischen hingegen gar nicht Gespräch, sondern „Interview“.

Beim Spiel Düsseldorf gegen Berlin liefen Fans aufs Spielfeld. Herthas Manager Preetz fabulierte etwas von Todesangst. Sind Berliner so: große Klappe und im Ernstfall Schisser?

Kollege Ralf Sotscheck meldet, seine Hertha-Socken verbrannt zu haben. Düsseldorf ist durch.

Und was machen die Borussen?

Kein Wort zu Bayern.

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1 Kommentar

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  • BG
    Bernd Goldammer

    Was Lafontaine betrifft, bleibt unser hoch geschätzter Friedrich Küppersbusch leider klar unter seinen intellektuellen Möglichkeiten. Er kennt doch die wirklichen Gründe für Lafontaines Abgang aus der SPD. Warum schreibt er das Gegenteil? Krieg, Harz IV, und all die verfehlte Wirtschaftspolitik machen die SPD übrigens auch heute nicht schicker. Lafontaine hingegen ist und bleibt eine Lichtgestalt sozialer Bewegungen. Dietmar Bartsch hat sich längst als „Messerkoffer Brutus“ der SPD erwiesen. Das Sozen solche Leute brauchen, zeigt ihr ehrloses Profil.