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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Die CSU will lieber „Wohlstandsflüchtlinge“, Merkel zeigt Gauck, wie Sotschi-Protest geht, und Griechenland ist wie die frühe taz.

Wird nicht in Sotschi Ski fahren: Angela Merkel. Bild: dpa

t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Nur Vollzeitstellen bei der Bundeswehr. Immer dieses Geballer die ganze Woche!

Was wird besser in dieser?

Im zweiten Reformschritt setzt sich von der Leyen auch für Teilzeit bei allen Kriegsgegnern der Bundeswehr ein. Für gegnerische Familien ist es sehr vorteilhaft, während deutscher Angriffe nicht da zu sein.

Seit Monaten macht die CSU Stimmung gegen vermeintliche Armutsflüchtlinge aus Südosteuropa. Nun wurde in Germering bei München ein Asylbewerberheim in Brand gesteckt. Sind wir wieder zurück im Jahr 1991?

Eben nicht, weil doch: In den 90ern wurde das Asylrecht geschleift statt geschliffen. Also weitgehend abgeschafft, statt Menschen würdiger bei uns zu beherbergen. Etwa: dezentral. Das sind doch schon ohne Brandanschläge unheimliche Heime, und also wäre die dümmste zugleich die klügste Antwort: Wo kein Heim, da kein Anschlag. Ob in Germering ein rassistischer Anschlag à la 90er vorlag, ermittelt noch die Polizei. Doch Heime à la 90er und nichts draus gelernt – das gibt es sicher. Der Begriff „Armutsflüchtling“ enthält, dass man eher auf „Wohlstandsflüchtlinge“ steht bei der CSU.

Das Gefahrengebiet in Hamburg wurde aufgehoben. Ist das ein Sieg? Wenn ja, für wen?

Dortmund. Klar. Hamburg ist Medienstandort, hier hat die Bild dunnemals aus ähnlich wackligen Gründen den egomanen Kokser Schill zum Innensenator hochgeschrieben. Liberale Magazine halten gegen, und so kann sich der Scholz-Senat profilieren und blamieren. Nationales Thema. In Dortmund hingegen protzen Nazis seit Jahren, ein ganzer Stadtteil gehöre ihnen – was auch gelogen ist. Und Polizei und Politik nie zur Ausrufung eines „Gefahrengebietes“ verführte.

In Baden-Württemberg protestieren Lehrer gegen die „Ideologie des Regenbogens“ im Bildungsplan. Was soll das eigentlich sein, die „Ideologie des Regenbogens“?

Hm. Mumpitz? Beide Kirchen und ein religiös motivierter Unterschriftensammler ziehen darüber her, was auch im Sinne der Heiligen Schrift schlimme Verwirrung im Religionsunterricht schaffen wird: Ist der Regenbogen nun Gottes Zeichen der Versöhnung oder Jesus eine Schwuchtel?

Die Kirchen bewerben sich hier dringend, endlich aus dem Bildungssystem rauszufliegen. Sie bekommen Steuergelder, um vom christlichem Kindergarten über katholische Gymnasien bis zu ihren Hochschultaliban junge Menschen zu indoktrinieren. Schön, mal so ein offenes Bekenntnis zu bekommen, dass die Kirchen nicht hinter der Antidiskriminierungsklausel des Grundgesetzes stehen. Raus mit ihnen aus den Schulen.

Griechenland hat letzte Woche die EU-Ratspräsidentschaft übernommen. Ist das jetzt gut oder schlecht für die griechische Geldbörse?

Na ja! Also Griechenland ist doch die frühe taz unter den Euroländern! Damals gab es jährlich Bettelkampagnen, andernfalls: Selbstmord. Und so machen es die Griechen nun auch: Helft uns bei den Kreditkonditionen, sonst müssen wir aus dem Euro raus und in den endgültigen Ruin. Bleibt Athen im bewährten taz-Modus, stehen ihm also Jahrzehnte der Hochblüte voraus.

Nach Michael Schumacher hatte nun auch die Bundeskanzlerin einen Ski-Unfall. War Skifahren schon immer so gefährlich?

Merkel zeigt Gauck, wie ein ordentlicher Sotschi-Protest geht.

Nachdem der US-Staat Colorado Marihuana zum privaten Genuss erlaubte, verkündet nun auch New York die beschränkte Freigabe von Gras. Wo würden Sie lieber kiffen? Auf dem Land oder inmitten der Metropole?

Als alter Weingummifetischist wäre ich ja begeistert, wenn der US-Staat Marihuana Colorado zum privaten Genuss freigeben würde.

Nach einem nicht ganz so wohlwollenden Wahrheit-Artikel in der taz über Helene Fischer solidarisiert sich nun die Schlagerszene über Facebook mit Deutschlands derzeit erfolgreichster Musikerin. Wie könnte man das Verhältnis zwischen taz und Schlagerszene wieder beruhigen?

Ton und Duktus des Protestes auf den Schlagerfan-Seiten erinnern mich an meine Jugend, also Programmbeschwerden der katholischen Kirche im Rundfunkrat. Ich begrüße, dass für Menschen mit hohem Beleidigtseinbedürfnis eine gewaltfreie Alternative zum Christentum gefunden wurde.

Und was machen die Borussen?

Manchmal ist einem nach Neuaufbau aus der Tabellenmitte.

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Friedrich Küppersbusch
Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".
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8 Kommentare

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  • NO
    'ne Olle uff'm Foto

    Uroma Merkel.

    Mehr an Worten fällt mir zu dem Foto nicht ein.

  • "dass die Kirchen nicht hinter der Antidiskriminierungsklausel des Grundgesetzes stehen. Raus mit ihnen aus den Schulen."

     

    Und rauf mit ihnen auf die Liste der vom Verfassungsschutz zu beobachtenden Organisationen. Denn sie sind damit eindeutig verfassungswidrig.

  • J
    joHnny

    "flüchtlinge"

     

    werter f.küppersbusch,

     

    "wer betrügt, der fliegt!"

    lt. CSU. und wohin fliegt

    steuerflüchtling u. hoeneß??...

     

    mfg

  • I
    Ingo

    Ich bitte ab sofort den Ausdruck "Bundeskrücke" in der Berichterstattung über Frau Merkel zu nutzen. Wahlweise für die Dauer ihrer Erkrankung oder die Laufzeit der Koalition.

  • P
    Peter

    Stimme Herrn Küppersbusch voll zu bei seiner Forderung "Kirchen raus aus den Schulen"! Religion ist Privatsache, und ich als Atheist bin es leid, daß aus meinen Steuermitteln Religionslehrer und Kirchenleute finanziert werden. Im übrigen ist es auch ein Irrweg, nun auch noch islamischen Religionsunterricht an den Schulen einzuführen. Wenn die Eltern ihre Kinder über Gott, Allah, Jehova, Zeus, Wotan oder Den Großen Mumbo-Jumbo vom Affenbrotbaum instruieren wollen, dann sollen sie das gefälligst zu Hause tun, oder ihre Kinder nach dem Unterricht zum Pfarrer, Imam, Rabbi oder Schamanen schicken.

    Ebenso ist es ein Unding, daß die Kirchen ihre Leute automatisch in Rundfunkbeiräten, Ethikkommissionen und anderen Beiräten plaziert haben. Mit welcher Berechtigung?

    Und wer sich dabei auf irgendwelche Gesetze beruft, dem kann ich nur sagen - na und? Gesetze können geändert werden, und in dieser Hinsicht MÜSSEN sie endlich mal geändert werden.

    • G
      Gast
      @Peter:

      Ich kann ihre Forderungen ja verstehen, aber eines verstehe ich nicht: Aus "meinen Steuermitteln"? Warum bezahlen Sie als Atheist denn Kirchensteuern? Sollten damit kirchliche Schulen gemeint sein, die ja auch staatlich bezuschusst werden: Die kosten den Staat VIEL weniger als rein staatlich finanzierte Schulen.

      Ich kann verstehen, dass Sie da einiges stört, aber das Kostenargument zieht nun wirklich nicht.

      • P
        Peter
        @Gast:

        @Gast: Nun, natürlich zahle ich keine Kirchensteuer, aber sowohl Religionslehrer an den staatlichen Schulen als auch z.B. Bischöfe werden vom Staat (Bundesland) bezahlt, und an den Staat zahle ich sehr wohl Steuern. Ganz zu schweigen von der knappen halben Milliarde Euro, die jährlich aus dem Staatshaushalt an die Kirchen fließt, als Ausgleich für die teilweise Enteignung der Kirchen vor 200 Jahren. Dieser Ausgleich müßte schon längst vollzogen sein.

        Das mit der Kirchensteuer ist ja zum Glück nicht mein Problem, aber es ist schon ein starkes Stück, daß der Staat das Geld für die Kirchen eintreibt. So etwas gibt es z.B. im tiefkatholischen Italien nicht.

      • @Gast:

        Als Atheist zahlt man zwar keine Kirchensteuer (sofern man aus- oder nicht eingetreten ist in die Kirche), aber die genannten kirchlich bestimmten Betriebe werden aus der "normalen" Steuerkasse bezahlt. Die Besoldung hat nichts mit der Kirchensteuer zu tun :-(