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Die WahrheitÜberleben im sinnfreien Dezember

Digital, prophylaktisch und unverzichtbar: der Wahrheit-Survival-Guide für den härtesten Monat des Jahres.

Wir schaffen das! Foto: Lukas Barth

Er dräut. Der Dezember. Jedes Jahr wieder dräut er, der Dezember. Er hört erst auf zu dräuen, wenn es allüberall von den Tannenspitzen dingelt und dengelt und dongelt: Sehet und höret allüberall es klingeln! Denn, klingelingeling, es ist so weit, er ist es, der Dezember, der erste! Und es werden ihm noch folgen 30 weitere Dingeldengeldongeltage, so wahr uns Gott nicht helfe.

Die Startvoraussetzungen sind darob so unverrückbar klar, wie der Dezember nicht klar ist. Es ist doch so: Kein einziger der zähltechnisch noch krisenfesten zwölf Monate ist so derart nicht an Unübersichtlichkeit zu übertreffen wie der klimatechnisch stets noch wärmere Dezember. Was dräut, was droht, was dezembert uns allen, die wir da in unserer Konsumkapitalismusblase vor uns hin hamsterwarenraden, dass es nur so knirscht?

Dank des folgenden Wahrheit-Survival-Guides für den dräuenden Dezember darf jedoch hier bereits verkündet werden: Wir schaffen das! Wir schaffen auch den folgenden, unausweichlichen Dezember! Auch wenn Mutti Merkel nicht im Spiel beziehungsweise in den folgenden Zeilen auftaucht.

Bild: Rattelschneck

Regel Nummer eins: Akzeptieren wir endlich in einer so gesamtgesellschaftlichen wie individuellen Entscheidung, dass der Dezember termintechnisch, gebäcktechnisch und emotional schlicht fucking unübersichtlich ist! Ja, nehmen wir diesen Fakt demütig hin in diesem stets überbuchten Monat voll schlechten Glühweins.

Regel Nummer zwei: Bleiben wir alle zusammen unentspannt und ratlos auf allen Ebenen. Zur Not auch auf Weihnachtsmärkten. Das schweißt für den dräuenden Dezember sakrisch gut zusammen. Wehrpflicht? Pffff. Krieg? Ja, nein, weiß nicht. Gemüsedrohnen unter den Jahresendbaum – warum nicht? Und schließlich: Kommt die Mützenpflicht für Mäuse?

Wichteln ist wichtig

Regel Nummer drei: Wichteln ist wichtig. Wer diese Grundregel nicht verinnerlicht, der oder die wird es nicht gut haben im dräuenden Dezember, wird leiden. Leiden an, man muss das nicht notieren, deshalb jetzt erst recht: leiden an unnützen Dingen, die man im Austausch für eigene unnütze Dinge erhält. Beispiel: Abgelaufene Dubai-Chips gegen ein Wolfram-Weimer-Autogramm. Oder Meisenknödel mit Fleisch gegen die Bibel in Mikroschrift. Unglückselig dagegen die, die das Wichteln gar nicht kennen, sie werden auffahren in den Himmel und dort sitzen neben dem Jahresendvater. Oder so ähnlich.

Regel Nummer vier: Familie ist was Feines! Besonders im Dezember. Wer sich nicht freut an festtäglichen Termin- und Seelenzerwürfnissen, der hat den Dezember nicht verstanden, ist eine Spielverderberin und ein Schlechtlaunebolzen. Zurück deshalb auf Los, gleich ab in den Januar.

Regel Nummer fünf: Sie gilt für alle diesseits des Rentenalters. Stellen Sie zusammen mit den Kollegas ganz analog eine digitale Videoweihnachtsfeier nach, schwelgen Sie gemeinsam in pandemischen Dezembererinnerungen. So krank kommen wir vielleicht nie wieder zusammen. Freiberufler besuchen bitte uneingeladen analoge Betriebsweihnachtsfeiern und lungern lässig bei der Raucherschaft draußen herum.

Regel Nummer sechs: Schreiben Sie im folgenden Weißraum ihren persönlichen kleinen Tipp für den dräuenden Dezember auf. Funktioniert nur in Print, tut uns leid.

Und hiermit, liebe Wahrheit-Leserschaft, endet unser dezemberlicher Überlebensführer. Wie bereits erwähnt: Alle zusammen schaffen wir ihn, den dräuenden Dezember. Darauf einen Dujardin. Oder gleich 31 davon.

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