piwik no script img

Die WahrheitTausend Taler funkelnden Glücks

Eine kleine Reise durch die Welt eines zertifizierten Gürteltierstemmers.

Nää, wat süüüß! Emit, das Gürteltier Foto: ap

Ich wuchs gutbürgerlich auf als erstgeborener Sohn des renommierten Gürtelwissenschaftlers Professor Doktor Sandbaumhüter. Doktor war in diesem Fall der Zweitname und Professor der Rufname. Das führte nach den Ausführungen meines Vaters hin und wieder zu Irritationen an der Gürtel-Universität, in der er lehrte, weil dort alle gleich dachten, gleich lang waren und gleich hießen. Aber das tut nichts zur Sache.

Nachdem ich mich erfolgreich vom Elternhaus gelöst hatte (Mein Erbe betrug stattliche 100.000 Taler, das Gift war etwas preiswerter), dachte ich darüber nach, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Da kam es mir wie ein Blitz: Zertifizierter Gürteltierstemmer wollte ich werden, eine Beamtenlaufbahn einschlagen! Doch der Weg zum Ziel war hart und steinig. Ich konnte mich beim staatlichen Gürteltierstemmamt nicht bewerben, weil ich kein Abi hatte. Ich musste also autodidaktischer Gürteltierstemmer werden, doch dazu brauchte ich ein Tier, an dem ich üben konnte.

Ich kratzte all mein Hab und Gut zusammen und versuchte beim Tierheim ein Gürteltier zu erwerben, doch wegen einer Aktionswoche wurden dort nur Komodowarane versteigert.

Selber fangen war also angesagt. Nach einigen Fehlschlägen fiel mir auf, dass die possierlichen Tierchen nicht auf meine Betäubungspillen reinfielen, die spuckten sie immer wieder aus. Wenn ich ihnen hingegen ganz leise etwas von Milli Vanilli vorsang, fielen sie in Ohnmacht. Diese Masche perfektio­nierte ich schnell. Die süßen Nebengelenktiere hatte ich also unter Kontrolle, jetzt musste ich sie nur noch stemmen.

Da ich mir in der Zwischenzeit einen eigenen Laborkomplex mit verschiedenen Sicherheitszonen zugelegt hatte, hätte es mit dem Stemmen eigentlich sofort losgehen können, allein fehlten mir die Angestellten, die diese schwere Arbeit für mich hätten erledigen können. Jetzt war guter Rat teuer.

Heidadauz!

Da kam mir eine Idee: Selbst stemmen! Behutsam nahm ich eines der grazilen kleinen Naturwunder aus seinem wunderschön eingerichteten Zimmerchen, stülpte es einfühlsam um und stemmte den kleinen Schelm so hoch hinauf, wie ich nur konnte. Hei, da jauchzte der drollige Wonneproppen, den ich Odin getauft hatte, vor Wonne!

Er gluckste und kicherte, als würde er zum ersten Mal im Leben Freude empfinden. Dieses reine Glück, das in seinen Augen funkelte, trieb mich zu neuen Ufern. Ich gab Anzeigen in der Zeitung auf, denn ich wusste, dass dort draußen Kundschaft auf Odin und mich wartete. Der Wortlaut war: „Ausstehende Raten und keine Erkältung? Für nur tausend Taler stemme ich ihr Gürteltier.“

Darauf hat sich zwar bisher noch niemand gemeldet, aber ich glaube an meine Geschäfts­idee! Es ist nur eine Frage der Zeit. Ein Zertifikat habe ich auch schon. Zum Geburtstag bekommen. Ich muss nur noch meinen Namen eintragen. Dies war also die spannende Geschichte, wie ich zertifizierter Gürteltierstemmer wurde. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Kiek di dat an. Ganz ni:



    hagenbeck.de/de/_N...k/guerteltiere.php

    • @starsheep:

      Fein. Danke für den Link.

      Schon versucht die Politik, die Deutungshoheit über die neu entstehende Popularität der süßen Allien-Wesen zu erlangen. Motto: "Wir müssen die Gürtel enger schnallen. Wir schaffen das." Carsten Linnemann,der immer so guckt wie ein verkniffener Penäler im Schulsprecheramt, versucht Lockerheit zu gewinnen. Bei Talkrunden trägt er jetzt immer ein kleines Zwerggürteltier (Lebendgewicht c.a. 80 g, las ich) auf der Schulter, dass possierlich an seiner Designerbrille spielt. Das, so Linnemann, soll alle daran erinnern, den Gürtel enger zu schnallen. Doch Verzicht macht Spaß, wie man sehen könnte.



      Auch Philip Amtor, Friedrich Merz und hin und wieder Christian Lindner, tragen jetzt kleine Gürteltierfiguren am Anzug: Wir sparen für Deutschland!

      • @Moon:

        Das Gürteltier als Spar-Symbol.



        Waran und fürsisch schon bei Kohl



        Das Wappentier der CDU.



        Jetzt kommt das JungVolk noch dazu



        Und sagt ganz keck, ob X, ob U,



        Das sei doch alles einerlei.



        Wer Renten will kriegt Einheits-Brei.



        (Ob Gnoten oder Mafiosi –



        Wir bleiben Stegemann-Tifosi.)