Die Wahrheit: Die Wahl der Qual
Statt der „Washington Post“: Erstmals gibt die Wahrheit eine Wahlempfehlung für die US-Präsidenten-Wahl ab. Auf den letzten Drücker am Wahltag.
Endlich ist Election Day. Für die einen ist es der Tag des Armageddon, für die anderen der Tag des Weltuntergangs. Auf der einen Seite steht der Fürst der Finsternis, auf der anderen die Queen of Communism. Darin sind sich die Vereinigten Staaten von Amerika zumindest einig. Dass sie in Zerrissenheit uneinig sind.
Und wer von beiden soll heute das alles entscheidende fette Kreuz auf dem Wahlzettel bekommen? Der King of Queens und Jesus, Caesar und Hitler in einer Person? Oder die jamaikanisch-indisch-kalifornisch-klingonischstämmige Lachsalvenschützin, von der schon Shakespeare schrieb: Nur der Narr lacht den ganzen Tag?
Aber wer von beiden ist nun König, wer Narr? Wer hat es verdient, im West Wing den Sessel der immer noch mächtigsten Person der Welt vollzuwinden? Hin und her gerissen sind die amerikanischen Wähler, vor allem weil große Leitmedien wie zum Beispiel die Washington Post in diesem Jahr aus undurchsichtigen Gründen auf das traditionelle Endorsement verzichten. Wie soll sich da der einfache Wähler in einer Wahl der Qual orientieren? Wo doch Verstand und Vernunft längst in einer election campaign zerschreddert wurden, die nur eine Absicht hatte: die Wahrheit zu zerstören.
Wahlkampf als Krieg
Empfohlener externer Inhalt
Stichwort Wahrheit. Die einer der dümmsten Phrasen zufolge stets das erste Opfer des Krieges ist und damit im gegenwärtigen Dauergemetzel auf den Schlachtfeldern zwischen Ukraine und Gaza schon tausende Male hätte gemeuchelt worden sein müssen. Und war nicht der Wahlkampf 2024 zwischen Republikanern und Demokraten eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln?
Und an diesem Punkt muss die kleine Wahrheit der kleinen deutschen Tageszeitung ihrer überseeischen und übermenschlichen Aufgabe gerecht werden und endlich eingreifen, ja Hilfestellung leisten für die vom Wahn des Wahlkampfs befallenen Schäfchen auf der grünen Weide der hohen Freiheit: Eine Wahlempfehlung muss dringend her.
Von außen ist die Lage meist besser zu überschauen als aus dem Zentrum. An der Peripherie ist der Blick auf das Desaster der Demokratie ungetrübt. Da braucht es auch keine Argumente mehr zum großen Systemsprenger einerseits und zur Halben Kraft im Weißen Haus andererseits. Es ist alles gesagt über den größten Lügner aller Zeiten, der nichts als sich selbst liebt und die gesamte Welt in den tiefen Klima-Abgrund ziehen wird, und die Frau, die wie fast alle Frauen so gern geliebt werden möchte und nach der Wahl am liebsten im nächsten Jahr den Barack-Obama-Friedensnobel-Gedächtnispreis bekäme, bevor sie als erste weibliche US-Präsidentin Teheran von einer Bomberstaffel B-52s in Schutt und Asche legen lässt.
Namen der Kandidaten
Sind hier eigentlich schon die Namen der Kandidaten gefallen? Nur zur Erinnerung, falls noch immer jemand in der Wahlkabine unschlüssig ist: Der Mann heißt Donald Trump, die Frau Kamala Harris. Aber wer von beiden soll es denn nun werden? Was empfiehlt die alte Ferndiagnostikerin Wahrheit?
Die. Spannung. Steigt. Ins. Unermessliche.
Dabei ist alles ganz einfach. Sie! Ja, Sie in der Wahlkabine! Die nicht einmal einen blickdichten Vorhang hat. Amerikanerin! Amerikaner! Sie, die Sie gerade den Stift heben und unschlüssig hin und her wandern lassen wie einen Hobo in einem Swing State. Sie müssen nur eines tun: Wählen Sie die Wahl! Solange Sie es noch können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren