Die Wahrheit: Oktoberfest für Brillenträger
Die Italo-Woche der Wahrheit: Bambini machen die Insassen des Stiefellands nicht mehr gern, dabei gibt es dort doch genug Gelegenheiten für Abenteuer.
P assend zu meinem Nachnamen war ich im vorigen Jahr in Rom. Molto bene. Wichtig dort allerdings – den Cappuccino nie nach elf Uhr bestellen. Man könnte auf deutsche Touristen treffen und wäre bei denen dann unten durch! Mit den Einheimischen hatte ich nur einmal Ärger, als ich nach einem Messer für ihre Al-dente-Nudeln fragte. Doch natürlich sollte man in Rom so wie die Römer tun.
„Das ist das Angenehme auf Reisen, dass das Gewöhnliche durch Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinnt“, schrieb der gebürtige Frankfurter Johann Wolfgang von Goethe in seinem legendären Italien-Bericht bereits 1816. Wie auch immer. Was wäre das Abenteuer Venedig ohne die eine Szene aus „Tod in Venedig“ oder diese andere Szene aus „Wenn die Gondeln Trauer tragen“? Der Vulkan Stromboli wäre bis heute fast unbekannt, hätte es den Film mit Ingrid Bergmann nicht gegeben, gleiches gilt für den Comer See mit George Clooney. Neapel wäre arg fad ohne unsere Liebe zu Sophia Loren und Limoncello; Capri ohne das Süßgetränk im Alupack längst aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden.
Über 80 Prozent der Bildungsdeutschen haben bisher mindestens einen VHS-Kurs Italienisch belegt. Das Code-Wort „Buonasera“ für das hochprozentige Dessert Tiramisu (Deutsch: Zieh mich hoch!) beim Lieblingsitaliener geht somit meist problemlos über die Lippen. Autos heißen in dem sympathischen Stiefelland „Makina“ und Frauen „Bella figura“.
Kinder werden „Bambini“ genannt. Doch trotz dieser wunderbaren Worte sind die italienischen Geburtenraten im Keller. Mögliche Ursachen werden derzeit noch erforscht. Eine aktuelle Umfrage ergab, dass viele für Bambini „einfach nicht die richtige Person gefunden haben“. Immerhin führten diesjährig Besuche der Italienerschaft auf dem Münchner Oktoberfest, dem „Festa della birra“, in einigen Fällen zum Kennenlernen passender Personen, sodass der Abwärtstrend erstmals gebrochen scheint.
Ein weiterer Hoffnungsschimmer ist, dass nun zudem schwarmweise aufgeschlossene Menschen ins mainische Frankfurt reisen. Die Buchmesse wird von der Toskana-Fraktion schließlich seit Langem auch als „das Oktoberfest für Brillenträger“ bezeichnet. Nun dies als Information für alle Besucher, in Francoforte gilt: Grüne Soße nicht vor Morgengrauen und Handkäs niemals mit der Gabel berühren. Grazie mille!
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