Die Wahrheit: Schräge Vögel
Neues aus Neuseeland: In Aotearoa ist die heißeste Wahl des Jahres mittlerweile gelaufen. Gewählt wurde wieder einmal der „Bird of the Year“.
D ie Wahl aller Wahlen steht der weiten Welt im November bevor, wenn Kamala das MAGA-Monster in seine geriatrischen Knie zwingt – oder nicht. Der Hype um Harris erinnert Down Under an Jacindamania im Jahre 2017. Sweet memories. Aber für sentimentale Erinnerungen bleibt kaum Zeit. Am schönsten Arsch der Welt ging gerade unsere Wahl des Jahres über die Bühne. Und dramatisch war sie ebenfalls.
Die heißeste Stimmschlacht in Aotearoa begann am 2. September. Mit großem Tirili wurde die alljährliche Wahl zum „Bird of the Year“ ausgerufen. Ähnlich wie bei den US-Parteien konnte man sich bei der „Forest and Bird“-Behörde als Kampagnenmanager für die favorierten Kandidaten engagieren: Videos drehen, T-Shirts verkaufen, Leute auf der Straße anquatschen. Echter Wahlkampf!
Für fünf Flattermänner durfte man ein Kreuzchen machen, 74 standen zur Auswahl. Heiße Diskussionen entbrannten, wer zugelassen sein sollte. Nachdem er vier mal aussetzen musste, war diese Jahr der populäre Eulenpapagei namens Kākāpō wieder auf der Liste. „80 Prozent unserer Vögel sind bedroht“, so die Ansage der Wahlveranstalter. „Lasst sie uns unterstützen und dabei Spaß haben.“
Und den hatte man, im Gegensatz zu den Amis. Einige Vögel haben eigens gegründete Fanklubs, die ihre Champions ins Rennen schicken, wie zum Beispiel den Adélie-Pinguin. Der weilt zwar die meiste Zeit in der Ross-See nahe des Südpols und wurde erst sechsmal verirrt in Neuseeland gesichtet. Aber „Antarctica New Zealand“ betrieb harte Lobbyarbeit, um ihn ins Rennen zu holen.
Dann gab es die bewegende Comebackstory des Kākāriki Karaka, ein Flussregenpfeifer von den entlegenen Chatham-Inseln. Der erregte die Gemüter ebenso wie der vom Aussterben bedrohte Schiefschnabel, der zuletzt von Premierminister Christopher Luxon öffentlich Zuspruch bekam. Was ist dagegen schon ein Tweet von Taylor Swift!
Die Federnschlacht war intrigant, bewegend und am Ende staatstragend. Bevor am 15. September die virtuellen Wahlurnen schlossen, sendeten die Morgennachrichten im Radio einen letzten Aufruf, um die Wahlbeteiligung anzukurbeln. Denn die war dieses Jahr um 300.000 zum Vorjahr gesunken.
Alle erinnern sich noch, was damals los war: 2023 war das Ausnahmejahr, in dem John Oliver mitmischte. Der amerikanische Talkshowhost warb weltweit mit allen PR-Schikanen für den Pūteketeke. Der schrullige Haubentaucher gewann, was ihm die egalitären Kiwis nicht verziehen.
Die 24 Stunden der Stimmauszählung waren nervenaufreibend. Besser, man hielt sich von sozialen Medien fern, um nicht in die Grabenkämpfe um Flora und Fauna gezogen zu werden. Am Ende war es Hoiho, der Gelbäugige Pinguin, der mit 6.328 Stimmen die Konkurrenz ausstach. Er schaffte es zum zweiten Mal an die Spitze. Hoffentlich kein Omen für Donald Trump.
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