Die Wahrheit: Monster auf dem Beifahrersitz

Manchmal tauchen Ungeheuer an unerwarteten Orten auf. Jüngst wurde sogar eins bei einem royalen Ausflug gesichtet.

Sie hätten mich nur fragen müssen. Stattdessen haben sie am vorvergangenen Wochenende eine Hundertschaft geschickt, um den Loch Ness mit Sonartechnik, Drohnen und Infrarotkameras nach dem Ungeheuer zu durchforsten. Am Ufer beobachtete eine Menschenmenge das Geschehen, manche waren aus Argentinien, Japan und Neuseeland angereist.

Natürlich haben sie nichts gefunden. Nessie ist von dem Lärm verschreckt worden, und der Loch Ness ist ein ideales Versteck. Er ist bis zu 300 Meter tief, er enthält mehr Wasser als alle anderen britischen Seen zusammen, und es gibt viele Höhlen und Ausbuchtungen.

Der See ist so tief, weil er entlang einer natürlichen Erdspalte verläuft. Früher war Schottland ein Teil Kanadas und lag dort, wo heute Australien ist. Dann bewegte sich der ganze Kontinent in Richtung Nordwesten und prallte mit Europa zusammen. Schottland blieb an England kleben. Pech gehabt. Kanada hatte mehr Glück und konnte sich losreißen. Das ist aber schon eine Weile her.

Ich war vor einigen Jahren außerhalb der Hochsaison am Loch Ness. Das Monster tauchte damals auf, schaute sich kurz um und verschwand wieder. Aber das glaubt mir niemand – außer Norrie, aber der lebt vom Nessie-Tourismus. Er glaubte mir übrigens auch, dass Aale über Nacht wieder zusammenwachsen, wenn man sie auseinandergeschnitten hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die Experten auf Monsterhatz haben an der falschen Stelle gesucht. Das Monster ist an dem Wochenende gut 100 Kilometer südöstlich vom Loch Ness gesichtet worden, und zwar ganz in der Nähe des Balmoral Castle. Es saß auf dem Beifahrersitz neben Prinz William, dem Thronfolger, und wurde von ihm „Onkel Andrew“ genannt. Kate musste auf dem Rücksitz Platz nehmen.

Die Royals haben Prinz Andrew offenbar wieder in ihren Kreis aufgenommen. Erst vor einem Jahr hatte der Prinz, Lieblingssohn der verblichenen Queen, 12 Millionen Pfund an Virginia Giuffre gezahlt, weil er die damals Minderjährige auf dem US-Anwesen des Sexualverbrechers Jeffrey Epstein nicht vergewaltigt hat.

Im Gegenzug durfte Epstein 1999 mit seiner Mittäterin Ghislaine Maxwell Urlaub auf Schloss Balmoral machen. „Es gab wahrscheinlich 500 Dinge, die Epstein lieber getan hätte – auch wenn 499 davon illegal gewesen wären“, schreibt Marina Hyde im Guardian. Aber für die Nähe zu den Royals habe er eine Nacht in der Blockhütte auf Balmoral in Kauf genommen.

Das Foto von Andrew im Auto mit William und Kate sei ein Signal, meint Hyde. „Wenn du einen desavouierten Schwachkopf auf den Beifahrersitz deines Autos steckst, ist das kein Zufall. Das ist ein geplanter und choreografierter Auftritt.“ Umgekehrt wäre es ein schönes Wochenende gewesen: Nessie im Auto mit den Royals und Andrew in den Tiefen des Loch Ness.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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