Die Wahrheit: Die Schrumpfhirne von Neuseeland

Mit den Vorsätzen fürs neue Jahr ist es so eine Sache. Die andere Sache ist, dass für aber auch gegen alles, sich immer eine Studie finden lässt.

Das Jahr ist jung, aber schon sind die guten Vorsätze dahin. Dabei wollte ich der Gesundheit wegen diesmal etwas länger durchhalten. Doch ich bin schon am ersten Vorsatz gescheitert. Acht Stunden Schlaf seien optimal, hatten Wissenschaftler 2017 herausgefunden. Das schaffe ich einfach nicht. Ich wache erst nach neun oder zehn Stunden auf.

Wo bleibt denn die senile Bettflucht, die andere Menschen meines Alters längst heimgesucht hat? Allerdings ist zu wenig Schlaf noch ungesünder: Die kognitiven Fähigkeiten altern rasant um neun Jahre, schläft man nur vier Stunden. Das beste Beispiel ist Margaret Thatcher, die sich die halbe Nacht im Bett herumwälzte und die Kopfsteuer erfand.

Auch beim zweiten Vorsatz habe ich versagt. Experten empfehlen ein reichhaltiges Frühstück und ein frugales Abendessen. Geht nicht. Morgens schläft mein Magen noch und will nicht gestört werden. Abends dagegen ist er hellwach und verlangt nach Beschäftigung. Die Umsetzung eines weiteren Neujahrsvorsatzes fing dagegen gut an. Ich hatte mir ein Fünfkilogewicht von der Nachbarin geliehen, das ich morgens zwei Mal stemmte, weil man davon in kürzester Zeit einen Körper wie Arnold Schwarzenegger bekommen soll.

Eher der athletische Typ

Vorige Woche habe ich dann von einer Studie gehört, wonach Bodybuilder im Training Gewichte heben, bis die Muskeln versagen. Athleten heben dagegen schwerere Gewichte, aber weniger oft. Ich glaube, ich bin eher der athletische Typ. Ob die Nachbarin wohl auch ein Zehnkilogewicht hat?

Längst hat sich herumgesprochen, dass man zwei Liter Wasser am Tag trinken soll. Bin ich ein Kamel? Recherchiert man aber lange genug, findet man einen Ausweg. Der US-Ernährungswissenschaftler Fredrick J. Stare schrieb 1974, dass sechs bis acht Gläser pro Tag ausreichen. Wie groß die Gläser sein müssen, verrät er zwar nicht, meint aber, dass es nicht unbedingt Wasser sein muss: Kaffee, Tee, Limonade, Bier und Wein gelten auch. Das schaffe ich spielend.

Ein bis zwei Gläser Wein am Tag sollen ohnehin besser sein als Abstinenz. In Neuseeland fanden Wissenschaftler jedoch heraus, dass Weintrinker gebildeter und wohlhabender sind und in nobleren Gegenden wohnen, was zu ihrem besseren Gesundheitszustand führt – und keineswegs der Wein. Der lasse schon in geringen Mengen das Hirn schrumpfen. Möglicherweise gilt das aber nur für Neuseeland.

Dabei weiß doch jedes Kind, dass der in Rotwein vorkommende Naturstoff Resveratrol die Bildung von Entzündungsfaktoren hemmt, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Die Neuseeländer behaupten, bei ihren Experimenten sei herausgekommen, dass man täglich mehrere Gallonen Wein trinken müsse, um die erfoderliche Menge an Resveratrol aufzunehmen. Wo kann man sich für solche Versuche als Proband melden?

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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