Die Wahrheit: Der Jieper-Preis 2020
Der Wahrheit-Unterbringwettbewerb, Kanada als Gastland, die Gewinner, das buhende Publikum und die Verschiebung der Preisverleihung.
D adi, dada, Kani, Kana / na klar, kannst du Kana dada.“ Vielleicht hätten wir nicht so dadaistisch leichtfüßig tänzelnd vor uns hin reimen sollen, als wir uns im Frühsommer den Nonsensvers für den diesjährigen Wahrheit-Unterbringwettbewerb ausdachten. Denn wir können zwar Kanada, aber dann auch wieder nicht.
Wie in jedem Jahr sollte trotz Corona auch 2020 ein ganz normaler Unterbringwettbewerb stattfinden. Passend zum Gastland der Buchmesse Kanada klöppelten wir einen Vers zusammen: „Was Ananas für Piña Colada, ist der Ahornsirup für Kanada.“ Wir präsentierten den Nonsens-Satz den Wahrheit-Lesern und forderten sie auf, ihn wie üblich in allen Arten von Medien unterzubringen – in Zeitungen oder Zeitschriften, in Radio- oder Fernsehsendungen, im Internet oder wo auch immer. Dafür würde es dann als Jieper-Preis die „große Ente“ geben, das Hausgetränk der Wahrheit, eine Flasche edlen Brandy der Marke „Gran Duque d’Alba“.
Das Prozedere ist seit mehr als zwanzig Jahren bekannt, seit dem ersten Wettbewerb im Jahr 2000 mit dem legendären Satz „Wer Jieper hat, muss schmacko-fatzen“. Und so trudelten die Beiträge langsam ein: Der Ananas-Satz tauchte zum Beispiel im Magazin Gegenblende in einem Kommentar zur Lage der SPD auf. Gleich drei Beiträge zu allerdings sehr schlüpfrigen Themen reichten Lokalredaktionen des Boulevard-Organs tag24 ein. Aus Österreich erreichte uns ein ntv-Kommentar zur Coronapolitik Wiens.
Als Vertreter der von uns besonders geliebten abseitigen kleinen Blätter steuerte der Weschnitz-Blitz einen Artikel zum Thema „Hamsterkauf“ bei. Im Mannheimer Radio Bermudafunk gab es eine Heavy-Metal-Sendung zum kanadischen Drogenkonsum mit dem Ananas-Satz. Im Nerd-Magazin c’t Retro erschien der Vers an prominenter Stelle. Und der verehrte „Süßkramladen“ in Fürth war wie immer dabei. Wie manch andere, die wir hier nicht mehr unterbringen können …
Und alle Teilnehmer müssen wir jetzt ein wenig enttäuschen. Denn nicht nur die Frankfurter Buchmesse fällt aus, auch wir müssen 2020 die Preisverleihung coronabedingt ausfallen lassen. Denn ohne das lauthals buhende Publikum kann das nicht über die Bühne gehen.
Aber: Alle Teilnehmer bleiben im Wettbewerb, bis zur Frankfurter Buchmesse 2021 können sogar weitere Beiträge eingereicht werden. Der Teilnahmeschluss wird bis zum 18. Oktober 2021 verlängert. Denn im nächsten Jahr ist nicht nur Kanada wieder Gastland der Buchmesse. Auch der Jieper-Preis kommt zurück mit dem Nonsenssatz, der alles sagt: „Was Ananas für Piña Colada, ist der Ahornsirup für Kanada.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen