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Die WahrheitAnschlag mit Fernbedienung

Kolumne
von Ralf Sotscheck

Ein Nachbarschaftsstreit in Irland kann sich schon mal eine kleine Ewigkeit lang hinziehen. Vor allem wenn es auch um Liebschaften geht …

I ren können ziemlich nachtragend sein. Aber was ficht einen 83-Jährigen an, der sich abends mit Rachegelüsten im Nachbargarten herumtreibt? Fergal Barrett aus der südirischen Grafschaft Cork war außerdem bewaffnet. Er hatte eine Universal-Fernbedienung bei sich. Die richtete er auf das Wohnzimmerfenster seines Nachbarn Paddy O’Bradley und schaltete dessen Fernseher Nacht für Nacht auf „Babestation“ um, einen englischen Softpornosender, bei dem die Zuschauer die Moderatorinnen über eine teure Telefonverbindung anrufen oder ihnen Textnachrichten schicken können.

Das geschah über Monate. O’Bradley glaubte zunächst an eine Störung seines Fernsehers, bis er jemanden im Garten kichern hörte. Er verständigte die Polizei. Zwei Beamte versteckten sich in der darauf folgenden Nacht im Gebüsch und schnappten Barrett auf frischer Tat. Der rechtfertigte sich damit, dass O’Bradley ihn zunächst in einem Angelwettbewerb besiegt und ihm dann auch noch seine Freundin Dolores ausgespannt und sie geheiratet habe.

Das ist inzwischen 63 Jahre her. Barrett hatte angenommen, dass Dolores ihren Ehemann verdächtigen würde, dauernd auf den Pornokanal umzuschalten, während sie die „Late Late Show“ sehen wollte, eine Talkshow, die schon fast so lang läuft wie der Streit zwischen Barrett und O’Bradley. Barrett hoffte, Dolores würde den Gatten wegen der Umschaltaktion verlassen und zu ihm zurückkehren.

„Ich hätte mir denken müssen, dass dieser Klugscheißer dahinter steckte“, sagte O’Bradley zu den Polizisten. „Er benimmt sich seit damals wie ein Idiot. Ihr hättet die Meeresforelle sehen sollen, die ich gefangen hatte. Sie war mindestens 70 Zentimeter lang, während er nicht mal eine Sardine kriegte.“ Danach sei es ein Kinderspiel gewesen, Dolores rumzukriegen. „Die letzten acht Monate waren aber hart. Dolores liebt es, nach der ‚Late Late Show‘ mit mir ins Bett zu hüpfen, aber da ständig die Babestation dazwischenfunkte, wurde nichts draus.“

Merkwürdig, dass eine 82-Jährige durch eine verschnarchte Talkshow sexuell erregt wird. Eine Erregung ganz anderer Art überkam eins der Models von Babestation. Lucy Lorenzo, die in Wirklichkeit Rachel Hobbs heißt, feierte vor Kurzem ihren 21. Geburtstag mit ihren Eltern, Geschwistern und der Oma, die keine Ahnung von ihrem Job hatten. Für die Party hatte Lorenzo die Toby Carvery in Bromley ausgewählt, eine Schnellfutterkette für Menschen, denen Würgerking zu vornehm ist. In der Toby Carvery wurde der Geburtstagskuchen auf Papptellern serviert, und weil die dreckig waren, beschwerte sich Lorenzo bei der Bedienung.

Die hatte auf der Kellnerinnenschule beim Vortrag „Der Kunde ist König“ offenbar geschwänzt und rastete aus: „Na und!“, brüllte sie quer durch den Saal, „wenigstens zeige ich nicht meine Titten im Fernsehen.“

Damit war die Party beendet. Lucy Lorenzos Oma soll sich inzwischen auch eine Universal-Fernbedienung besorgt haben, um zu sehen, was die Enkelin treibt.

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