piwik no script img

Die WahrheitVom kleinen Mann

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit. Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über einen Durchschnittsmenschen erfreuen.

Illustration: Rattelschneck

Am Abend sitzt der kleine Mann im Zimmer.

Er weiß nicht recht, wohin, und nicht, wozu.

Er findet keinen Frieden, keine Ruh.

Drum geht er in die Kneipe, so wie immer.

Hier lässt er sich vom süßen Leben locken.

Die Kneipe ist das Nest des kleinen Mannes.

Hier denkt er: Ich will fliegen, und ich kann es!

Hier weiß er mächtig sich und unerschrocken.

Hier kann er sich in ganzer Größe spüren

und darf vorm Fernseh bei der Champions League

ein Teil sein von dem Kleine-Männer-Krieg

und laut sein Team ins Halbfinale führen.

Hier ist des kleinen Mannes Reservat.

Hier in der Kneipe zählt, was er erzählt.

Hier fühlt er sich von jedem Bier erwählt.

Hier gibt er ungefragt gern manchen guten Rat.

Hier plappert er ganz froh, hält große Reden.

Hier schwadroniert er Wunder was herbei.

Hier hat er Ruhe vor der Riesen Barbarei.

Hier ist des kleinen Mannes Garten Eden.

Nach sieben Bier erstrahlt er dann in Glimmer.

Er zahlt und lächelt, nickt und geht nach Haus.

Für heute sind die Abenteuer aus.

Dann sitzt der kleine Mann wieder im Zimmer.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Liebe Schwindler

    Zucchini sind rosa,

    Tomaten sind blau,

    die Merkel ist männlich,

    der Schäuble 'ne Frau.

    Der Hase frisst Bären,

    der Fisch fährt Coupé,

    das Lama hat Höcker,

    und laut ruht der See.

    Der Bruder vom Abel

    hieß Heinrich, nicht Kain,

    die Memel ist unser,

    und Allah ist klein.

    Der Krieg ist ein Segen,

    die Liebe ein Graus,

    und heute ist Mittwoch.

    Macht's gut ! Euer Klaus.

  • Wer im Glashaus sitzt.

    Wer werfe den ersten Stein.

     

    Bitte Herr Busch -

    "Es wohnen die hohen Gedanken

    In einem hohen Haus.

    Ich klopfte, doch immer hieß es:

    »Die Herrschaft fuhr eben aus!«

    Nun klopf' ich ganz bescheiden

    Bei kleineren Leuten an.

    Ein Stückel Brot, ein Groschen

    Ernähren auch ihren Mann."

    Danke Herr Busch. Kritik des Herzens.

    Ha no. Nicht ganz einfach. https://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/Busch/Kritik/gedanken.htm

    kurz - Am Rand der Streusandbüchse -

    Blüht auch fein die Provinz.

    • @Lowandorder:

      Stimmt.