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Die WahrheitKaffeeklatsch mit Super-Promi

Kolumne
von Susanne Fischer

Neues von Carsten Maschmeyer und Veronica Ferres: Es ist möglich, frech und wild, reich und glücklich wie das Hannoveraner Traumpaar zu werden.

H annover hat ein Imageproblem, und das hat einen Namen: Carsten Maschmeyer. Der stammt zwar aus Hildesheim, das noch ein paar mehr Probleme außer dem Image hat, aber seine Firma residiert in einer Protzvilla in der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Viele denken ja, der Mann hat Geld, das will ich auch. Wenn ich dabei auch gern anders aussähe. Und Maschmeyer bedient diesen gepflegten Mittelschichts- und Kleinbürgerneid mit Büchern, die erklären, wie man Millionär wird, also am Ende dann praktisch so toll wie er.

Ratschlag eins müsste natürlich sein: Verkaufe geldgierigen Deppen eigene Finanzprodukte oder jedenfalls teure Bücher. Es sollen aber mehr so Sachen darin stehen wie „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“

Mein Lieblingsratschlag von dem „mythischen Super-Promi“ (nordbuzz.de) ist, dass es eine gute Idee sei, auf dem Weg ins Büro auf den Kaffee bei Starbucks zu verzichten, weil das jeden Tag fünf Euro spart, und jeden Tag fünf Euro sparen, macht nach fünf Jahren bestimmt, äh, eine Million? Oder so.

Maschmeyer bedient diesen gepflegten Mittelschichts- und Kleinbürgerneid mit Büchern, die erklären, wie man Millionär wird

Allerdings lebe ich in einer starbucksfreien Zone, bei uns kostet der „Kaffee to go zum Mitnehmen“, wie man hier schon mal auf dem Werbeplakat lesen kann, höchstens zwei Euro. Nach fünf Jahren hätte ich also bloß 200.000 Euro gespart, quasi einen Dreck.

Wenn ich dann noch bedenke, dass ich morgens einen Umweg von zwanzig Kilometern fahren müsste, um überhaupt an einen To-go-Kaffee zu kommen, der also mehr ein To-drive-Kaffee wäre, auf den ich aber verzichtete, weiß ich gar nicht mehr, ob Maschmeyer der richtige Tippgeber für mich ist. Weil ich ja das Benzingeld von den 200.000 Euro abziehen müsste. Ob es dann für eine Luxusvilla reicht?

Das können sicher bloß kluge Männer ausrechnen. Maschmeyers eigene Frau hat es mit den Zahlen auch nicht so. „Meine Zellen sind erst 38!“, plärrt Veronica Ferres, wenn sie auf ihr fortgeschrittenes Alter (50) angesprochen wird. Wahrscheinlich glaubt sie das selbst, und wahrscheinlich spart sie auch jeden Morgen ein paar Zellen und gibt sie dann am Monatsende wieder hinzu. Ob Hirnzellen dabei sind oder ob die bei „Rebirth“ und „Cleansing“ als Erstes verloren gehen, ist nicht bekannt.

Es ist allerdings eine Journalistenunsitte, Schauspielerinnen andauernd mit Altersfragen zu nerven: „Gibt’s nichts an der 50, was Sie ängstlich stimmt?“, hechelt die pseudobesorgte Meute. Noch viele Jahre mit Carsten Maschmeyer zum Beispiel? Ohne Coffee to go?

Nein, Veronica Ferres hat keine Angst, weil sie ja ein ganz verrücktes Huhn ist: „Mein Motto ist völlig altersunabhängig: Sei frech, wild und unabhängig. Und das jeden Tag“, verriet sie Bild, dem Hausblatt der Frechen, Wilden und Unabhängigen im Lande. Vielleicht rennt sie sogar heimlich zum Kaffeeklatsch, wenn ihr Sparpapst mal nicht hinguckt. Im frechen und wilden Hannover.

Hildesheim hat übrigens gar keine Starbucks-Filiale. Auch Carsten Maschmeyer muss das mit dem Reichwerden also irgendwie anders gedreht haben.

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