Die Wahrheit: Kacken in freier Wildbahn
In Dublin leben mehr als 30.000 Hunde. Rechnete man es auf die Bevölkerungszahl um, wären das doppelt so viele Hunde wie in Berlin.
B isher galt Berlin als Europas Hundehaufenhauptstadt. Dieser olfaktorische Titel gebührt jedoch Dublin. In Irlands Hauptstadt leben mehr als 30.000 Hunde. Rechnete man es auf die Bevölkerungszahl um, wären das doppelt so viele Hunde wie in Berlin.
Wie der Hund, so dass Herrchen: Der Dubliner lässt gerne den Müll auf der Straße fallen, und die Dublinerin tut das auch. Eine Umfrage hat ergeben, dass ein Viertel die Stadt als vermüllt empfindet. Das größte Problem sei die Hundekacke, finden die meisten. Vor zwei Jahren wurden lediglich zwei Strafzettel wegen Kackens in freier Wildbahn ausgestellt. Vergangenes Jahr waren es schon 2.300, von denen aber 70 Prozent nicht bezahlt wurden. Die Situation hat sich dennoch ein wenig verbessert: Stand die Dubliner Innenstadt 2014 an 40. und letzter Stelle der Reinlichkeitstabelle, ist sie dieses Jahr auf Nummer 37 vorgerückt. Aber nicht freiwillig.
Die Stadtverwaltung setzt Geheimagenten ein, die sich in Parks und auf Spielplätzen herumtreiben und Hunde beobachten. Wer den Haufen seines Vierbeiners aufsammelt, bekommt zur Belohnung einen Hundekuchen, wodurch die Tarnung freilich auffliegt. Wer den Haufen ignoriert, muss 150 Euro Strafe zahlen. Wenn die Sache vor Gericht geht, kommen Kosten bis zu 4.000 Euro auf den Hundehalter zu. Die Agenten sollten vorsichtig sein: Kinderlose erwachsene Männer, die sich auf Spielplätzen herumdrücken, könnten Ärger bekommen.
Ein Problem ist, dass es kaum Mülleimer gibt, in denen man die vollen Plastiktüten entsorgen kann. Die Stadtverwaltung hat die meisten Behälter wieder abgebaut, weil Menschen ihren Hausmüll hineingeworfen hatten, um die Gebühr für die Müllabfuhr zu sparen.
Stattdessen haben die Stadtoberen eine Telefonnummer eingerichtet: Dort können Denunzianten anonym Leute verpetzen, die die Hundescheiße nicht weggeräumt haben. Und man hat Laternenmasten mit verdeckten Lautsprechern ausgerüstet. Läuft jemand mit einem Köter daran vorbei, brüllt die Laterne, man solle gefälligst den Hundehaufen aufsammeln. Es soll sich schon mancher Hundehalter vor Schreck in die Hose gemacht haben.
Jede dieser Laternen kostet knapp 1.000 Euro im Vierteljahr. Ein Stadtverordneter schlug vor, Asylbewerber statt der Laternen einzusetzen. Das käme billiger, und die Asylbewerber könnten einen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Eine gute Idee – man müsste die Leute bloß mit Zweigen und Blättern als Busch tarnen.
Der Abgeordnete Finian McGrath sagte, es gebe drei Arten von Hundehaltern: die Verantwortungsbewussten, die Verantwortungslosen und diejenigen, die so tun, als ob sie verantwortungsbewusst seien, aber ihre Hunde zum Kacken nachts in den Park schickten. Der oben erwähnte Stadtverordnete meinte, da die Zahl der Obdachlosen in letzter Zeit sprunghaft angestiegen sei, könnten sie sich durch die Überwachung der Anlagen ein paar Cent dazuverdienen: Sie hielten sich nachts ja ohnehin in den Parks auf.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott