Die Wahrheit: Der Mann mit dem Hammer
Im Jahr des Hasen: Heute will ich an dieser Stelle endlich mal einen Menschen richtig preisen. Er heißt Chen Guangbiao und ist wahrscheinlich der beste Mensch Chinas...
I m Jahr des Hasen: Heute will ich an dieser Stelle endlich mal einen Menschen richtig preisen. Er heißt Chen Guangbiao und ist wahrscheinlich der beste Mensch Chinas, eventuell sogar der ganzen Welt. Auf jeden Fall ist er der beste Mensch der Welt mit sehr viel Geld. Nach Informationen der Beijing Review soll er etwa 600 Millionen Euro besitzen. Verdient hat er dieses hübsche Sümmchen mit seiner Recyclingfirma, die weltweit eine der größten ist. Doch Chen weiß, dass man sich auf Reichtum nichts einbilden darf: "Reich zu werden", sagt er, "ist reines Glück." Und deshalb bringt er sein Geld so schnell wie möglich auch wieder unter die Leute.
Insgesamt will Chen Guangbiao in den vergangenen zehn Jahren rund 152 Millionen Euro verschenkt haben, an etwa 700.000 Personen. Im Februar 2010 verteilte er beispielsweise 3,7 Millionen Euro im Südwesten Chinas an arme Bauern. Anfang dieses Jahres schaffte er es sogar, ein paar Millionen in unserer abtrünnigen Provinz Taiwan unterzubringen. Dabei gibt Chen sein Geld vorzugsweise persönlich aus der Hand, in dicken roten Umschlägen.
Doch Chen ist nicht nur der großzügigste Mensch der Welt, sondern auch einer der klügsten. Er weiß, dass Wohltätigkeit die Welt nicht rettet, sondern dass man dazu radikalere Maßnahmen ergreifen muss. Deshalb zerstörte er vor rund vier Wochen auf seinem Firmengelände in Nanjing mit einem fernsteuerbaren Hydraulikhammer seinen drei Jahre alten Mercedes. Anschließend hielt der große Menschenfreund eine Rede, in der er unter anderem die Verdopplung des Benzinpreises in China forderte, eine drastische Erhöhung der Autoanmeldegebühren und den beschleunigten Ausbau der öffentlichen Verkehrssysteme. Dann ballten er und seine versammelten Angestellten die Faust und schwangen sich auf neue Fahrräder, die Chen von seinem Geld spendiert hatte. Vor laufenden Kameras radelte man davon.
Wenig später hagelte es zwar im Internet und in der chinesischen Presse Proteste. Viele meinten, Chen hätte seinen Mercedes verkaufen sollen, um mit dem Geld Gutes zu tun. Doch diese Leute haben nicht begriffen, dass das Privatauto an sich völlig verschwinden muss, wenn es diesen Planeten weiter geben soll, zumindest mit Bewohnern. Das weiß im Moment anscheinend nur der Weiseste der Weisen: Chen Guangbiao.
Der kluge Mann könnte auch das Problem der Nacht für Nacht brennenden Autos in Deutschland lösen. Problematisch ist ja nicht, dass Autos in Flammen aufgehen. Schlecht ist die Gefährdung von Menschenleben durch die Brände, und eventuell, dass die Zündler die Autos nicht besitzen, die sie exterminieren. Wenn aber Chen mit seinen Millionen die zum Abfackeln vorgesehenen Autos aufkaufen und diese dann auf gesicherten Plätzen kontrolliert verbrennen ließe, hätte jeder was davon: die Autozündler-Branche, die Autobesitzer, die Polizei und die Umwelt. Für Letztere wäre es natürlich noch besser, man nutzte statt der üblichen Grillanzünder Chens Hydraulikhammer. Vielleicht ruft mal einer bei ihm an?
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