Die Wahrheit: „Einen Vintage Port lässt man nicht im Stich!“
Die schönsten Anekdoten rund um den Untergang des Passagierschiffs „RMS Titanic“ vor genau 100 Jahren.
Genau ein Jahrhundert ist es her, dass am 14. April 1912 mitten im Atlantik die „Titanic“ sank. Dieses große historische Ereignis nimmt die Wahrheit heute zum Anlass, ausgewählte Anekdoten über die seinerzeit weite Teile der Menschheit zutiefst erschütternde Begebenheit zu erzählen.
Just in jenem Moment als der Luxusliner „Titanic“ einen Eisberg rammte, goss der Butler von Sir Perceval de St. Yvore den zuvor dekantierten Portwein in ein Kristallglas und verschüttete dennoch nur wenige Tropfen. Auch die plötzliche Unruhe im Gang, wo die Anweisung des Kapitäns lautstark verbreitet wurde, dass die Passagiere der ersten Klasse dringend ihre Kabinen verlassen und die Rettungsboote entern sollten, konnte Sir Perceval nicht davon abhalten, einen Schluck von seinem besten Vintage Port zu nehmen. „Mister Hewitt“, sagte Sir Perceval seinem Butler, „Sie dürfen sich zurückziehen.“ Der Portweinkenner de St. Yvore selbst allerdings weigerte sich, entsprechende Schritte zu seiner Rettung einzuleiten: „Einen Vintage des Jahrgangs 1904 aus dem Gut von Phayre & Bradley lässt man nicht im Stich“, erklärte Sir Perceval. Und so kam es, dass das Geschlecht derer zu St. Yvore nach rund achthundert Jahren sein abruptes Ende am tiefen Grund des Atlantiks fand.
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Bisher aus guten Gründen nie an die Öffentlichkeit gedrungen ist, dass kurz vor dem Zusammenstoß der „Titanic“ mit dem Eisberg ein Kohlentrimmer namens Joseph Barrel kurz auf die Toilette verschwand. Da die Aborte für Kohlentrimmer aber zu jenem Zeitpunkt alle besetzt waren, beschloss Barrel, unerlaubterweise die Offizierstoilette zu benutzen. Um dorthin zu gelangen, musste er am Offizierskasino vorbei. Bei einem neugierigen Blick durch den Türspalt konnte Barrel beobachten, dass der Zweite Offizier Charles Lightoller mit dem Klabautermann „Schiffe versenken“ spielte. Historiker vermuten heute, dass der Klabautermann das Spiel gewann.
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Der Direktor der britischen Reederei White Star Line, die Eignerin der „Titanic“ war, hatte ursprünglich geplant, den Luxusdampfer „Wurst“ zu nennen, konnte sich aber mit dem Vorschlag bei seinen Geschäftspartnern nicht durchsetzen. Wer weiß, womöglich wäre das Schicksal der „Wurst“ ein besseres gewesen als das der „Titanic“.
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Was kaum jemand weiß: Auf der „Titanic“ gab es bereits das Internet. Vierhundert Laufburschen, die „Netties“ genannt wurden, brachten zu jeder Tag und Nachtzeit Nachrichten von einem Ende des Schiffs zum anderen. Für internationale Passagiere gab es sogar „Internetties“. Nur einmal versagten die „Netties“ – im entscheidenden Moment. Als ein französischer Passagier den fatalen Eisberg entdeckte und einen „Internettie“ beauftragte, die Nachricht auf die Brücke zu bringen, rutschte der Bote aus und stürzte über Bord. Seither gibt es den Begriff „Internet-Absturz“.
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Der Smutje der „Titanic“, Harold Jones, hatte schon bei der Abfahrt kesselweise fauliges Wasser und kübelweise schimmelige Kartoffeln bereitgestellt. Geplant war nämlich, den Passagieren der ersten Klasse ein waschechtes Seefahrergefühl zu vermitteln, indem man die Passagiere der dritten Klasse mit Skorbut inklusive Zahnfleischfäule ausstatten würde. Leider sollte es zu dieser wunderbaren Darbietung nicht mehr kommen.
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Der Archäologe Sir Eustachus Estebylt galt bei seinen Mitmenschen als besonders kauzig, weil er stets im Beisein seiner 1887 in einem ägyptischen Grabmal gefundenen Mumie das Dinner einnahm. „Werteste“, pflegte er dabei gern zu sagen, „ich hoffe doch, dass mich Ihr Fluch nicht trifft.“ Besagter Sir Eustachus Estebylt war einer der wenigen Überlebenden der Schiffskatastrophe. Er hatte im letzten Augenblick von der Reise auf der „Titanic“ Abstand genommen, weil er unter Seekrankheit litt.
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Die Kollision der „Titanic“ mit dem Eisberg ist in die Geschichte der Gletscherheit als größte Katastrophe aller Eiszeiten eingegangen, denn auch der Eisberg hat vor 100 Jahren irreparable Schäden davongetragen. Noch heute warnen Gletscher gleich nach der Geburt ihre Kleinen: „Schwimm nicht zu weit raus, und gib auf Schiffe acht!“ Aber, wie Kinder nun mal so …
Aufgezeichnet von Michael Ringel und Corinna Stegemann
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