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Die WahrheitDie Abschiedsbeichte

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit-Seite. Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem zum Papstabgang erfreuen.

Bild: Foto: dpa

Wenn es nun heute Abend dunkelt, / dazu der Sternenhimmel funkelt, / dann schwebt ein alter Mann zu Rom / im Hubschrauber vom Petersdom. //

Da trifft sich’s, dass die Rücktrittsbeichte / uns druckfrisch exklusiv erreichte, / die nur ganz leicht im Text gerafft / die lang ersehnte Klarheit schafft: //

„Ich blieb“, beginnt der Papst sein Jammern, / „ein Fremder in den Kurienkammern / und habe besensteif manch Nacht / verstockt im Abstellraum verbracht. //

Nie durfte ich an freien Tagen / die Lieblingslederhose tragen. / Wie gern wär ich mal unerkannt / touristengleich durch Rom gerannt! //

Die schlimmste meiner Niederlagen / war aber neulich mein Versagen, / da ich mich als der Oberhirte / beim Leistungshüten arg verirrte. //

Ich stand umringt von Kardinälen, / um sie beim Aufgalopp zu zählen, / als lautlos und aus vollem Flug / ein Greif die Krallen in mich schlug. //

So schwebte ich zwar über allen, / doch dann ließ mich der Vogel fallen. / Es war ein Mönch, der mich erkannte / und an ein Fundbüro sich wandte. //

Vielleicht kann jetzt die Welt begreifen, / wie so in mir Entschlüsse reifen / und auch warum mein Fischerring / beim Almabtrieb verloren ging. //

Mit diesen Worten will ich schließen / und meine Restzeit still genießen. / So hoch ich stieg, war tief mein Fall, / nun nennt mich Altpapst Donnerhall.“ //

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5 Kommentare

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  • H
    HUxenhammer

    Herr Schneider, "Dem Lästermaul verworrener Geister entwickelt sich ein Widerspruch" sag ich Ihnen, vom Goethe, nur zum Trost. Die Kränkung geht eher Ihnen ins Mark, doch nur so Sie nicht festen Glaubens sind.

    Mir selbst ist dies fremd, so religiöses Tralala. Seltsamerweise ist die Vatikan-Kasperade tatsächlich immer noch presserelevant, und das sogar 23 Jahre, nachdem ich aus der Kirche raus bin! Wissen´s, Herr Schneider, manchmal glaub ich, das Anfangs Leute ihren superschauen Abfall von der hlg. r.-k. Kirche nicht verkraften, und deshalb Häresie betreiben, obschon sie noch den Christengott in ihrem Geiste führen.

    Mein Gedicht ist eher kurz:

    Der Papst, der ist mir schnurz

    er ist so wichtig wie ein Furz.

    Bedenkt man alter Jahre Plagen

    könnt man den Kuttenblödsinn ja ertragen!

    Vergäße man vorsätzlichen Päderastenschutz,

    wär im Spiegel der Historie die Heilige römisch-katholische Kirche als kreuzkriegtreibender reaktionärer heuchelnder pseudoheilsversprechender Nassauer-Erobererverbund immer noch Schmutz!

    Alle rechtschaffenden Priester sind diesem Bannspruch enthoben. Ich spreche mit der gleichen Berechtigung, die allen Propheten gilt: wer überlebt, lebt länger. Wer für sich selbst denkt, könnte am Ende Erkenntnis heischen. Die Erkenntnis allerdings ist ein dürrer Ort, bar aller Entschuldigungen. Sie ist eine einsame, öde Wahrheit, ohne Worte, ohne Lügen, ohne Verheißung, ohne Kohle. Spenden bitte in den Hut.

    PS.: Wer auf dieser Welt kann schon in seiner Stammkneipe sagen: "Hey Jungs, als ich noch Papst war, hab ich doch glatt mal.." Frohen Ruhestand, Papa!

  • G
    gutzeit

    Der Papst, der allen reichte!

     

    Der Papst ist weg, der fromme Christ,

    ich freue mich als Atheist.

    Ein Heuchler wieder weniger,

    weg mit dem falschen Prediger.

     

    Herr Gott verkehrt mit Ratzinger,

    der droht mit goldberingtem Finger.

    Wer bei sich selbst Hand anlegt,

    wird mit Gottes Zorn belegt.

     

    Denn Sex zur Lust sei doch pervers,

    zitiert er einen Bibelvers.

    Schluss mit Pille und Kondome,

    wenn´s schon sein muss, dann nur ohne.

     

    Doch Benedikt, die rechte Socke,

    bekam gehörig auf die Glocke.

    Millionen glauben ihm nicht mehr,

    betrachten ihn als Pharisäer.

     

    Zuerst ein Holocaustbestreiter,

    ging´s mit dem Opus Die weiter.

    Missbrauch fand bei ihm nicht statt,

    er blockte jeden Fortschritt ab.

     

    Zum Abgang auf dem Petersplatz,

    zitiert er plötzlich aus der taz.

    Vom Umbach, das Gedicht war toll,

    ein Abschied war es, ohne Groll.

     

    Den Jubelnonnen wird ganz heiß,

    da nässt sich manches Kuttenweiß.

    Dann schwebt der Pontifex im Flieger,

    ich hoffe nur, der kommt nie wieder.

     

    Schön war nur seine Ämterpracht,

    Doch nichts hat er vorangebracht.

    Denn Hunger, Aids und auch Raketen,

    verschwinden leider nicht durchs Beten.

     

    Text Peter Gutzeit

  • OS
    Oswald Spengler

    Selbst wenn ich eine protestantisch-germanische Fementranse mit staatsjournalistischer Ausbildung und Lehrer/in sowie Abgeordnete der linksfaschistiscchen SED-Nachfolgepartei wäre, würde ich mich nicht hinreißen lassen, eine derartig unterirdischen Artikel abzudrucken.

  • HF
    Hanna Frey

    Hört sich sehr schön an, viel zu schön für...

  • JS
    Johannes Schneider

    Wer ist Reinhard Umbach? Hat der Papst keine Ehre? Darf er keine haben? Jeder Handwerker, Bauer, Journalist ist vom Gesetz geschützt. Wage es doch einer, ihn zu beleidigen? Jeder Hämling darf das Oberhaupt meiner katholischen Kirche kränken bis ins Mark!