Die Wahrheit: Mein Martinshorn
Endlich mal Starsky & Hutch sein: Ich spiele bereits seit einiger Zeit mit dem Gedanken, meinen Oldtimer mit einem „Martinshorn“ aufzurüsten.
Ich spiele bereits seit einiger Zeit mit dem Gedanken, meinen Oldtimer mit einem „Martinshorn“ aufzurüsten, um flüssiger und nach Art von Starsky & Hutch in die städtischen Verkehrsgegebenheiten eintauchen zu können.
Meine Recherche zum Thema ergab, dass man sich schon für kleine Penunzen einen beleuchteten sogenannten Dachaufsetzer – ähnlich einem Taxischild – mit Magnetfuß auf das eigene Auto kleben kann. Darauf stünde dann zum Beispiel „Arzt im Einsatz“, „Feuerwehr im Einsatz“ oder gegebenenfalls „Dieb im Einsatz“, denn es gibt bei der Aufsetzerbestellung die Option „Wunschtext“.
Das mag absurd klingen, aber erstens lässt die allgemeine Diebesgewitztheit in letzter Zeit etwas zu wünschen übrig – ich erinnere nur an die Bande, die auf den gestohlenen Gemälden sitzen geblieben ist, weil sie nicht ahnte, wie schwer sich heutzutage ein Picasso und ein Matisse unter Durchschnittshehlern verticken lassen, sodass die Mutter des einen die Bilder verbrennen musste.
Oder an die Bankräuber, die neulich in Berlin den Bohrer in der Sparkassenmauer stecken ließen – mit einem Plan von Danny Ocean und seinen Eleven wäre das nicht passiert. Oder die Postbankräuber, die vor allem Briefmarken erbeuteten, erwischt wurden und jetzt vermutlich alte Kumpane mit jeder Menge handschriftlicher Korrespondenz aus dem Knast überraschen.
Denn wenn die Gauner tatsächlich so vorausschauend waren, ihre Beute, also Säcke voller 55-Cent-Briefmarken, irgendwo zu vergraben, müssten sie nach Ablauf der Strafe schließlich auch Säcke voller Ergänzungsbriefmarken à 3 Cent dazukaufen, um das erhöhte Porto überhaupt nutzen zu können. So ein Ärger.
Zweitens würde mich interessieren, ob man prophylaktisch einen Profiler auf mich ansetzen würde, wenn ich das „Dieb im Einsatz“-Auto vor der offiziellen Euro-Prägestätte Staatliche Münze Berlin in Kreuzberg stehen ließe, nur aus Kontaktaufnahmegründen. Andererseits soll man schlafende Hunde nicht wecken, vielleicht lasse ich also doch lieber „Puppendoktor“ draufschreiben und parke damit nur in zweiter Reihe, wenn es wirklich nicht anders geht.
Ganz hübsch finde ich jedenfalls die kleineren 12-Volt-Auto-Alarmsirenen, die ich bei der Martinshorn-Recherche entdeckt habe, und die nicht nur fünf verschiedene Alarmtöne, sondern dazu noch fünf verschiedene Tierstimmen gespeichert haben, und zwar Kuh, Hund, Katze, Hahn und Pferd. Die sollten direkt Standard für Polizeiautos werden! Wie herrlich klänge das Wiehern der Streife oder das nächtliche Muhen und Krähen des Einsatzfahrzeugs, das zur Gasthausraufereischlichtung gerufen wird.
Aber man darf sich nicht lustig machen, obwohl es schwer fällt. Neulich musste ich mit zwei Zivilpolizisten reden, weil ich Zeugin einer Schlägerei war, und der eine zeigte mir vorher seinen Polizeiausweis, der mich stark an den Playmo-Polizeiausweis erinnerte, der im vorigen Jahr dem Playmobilheft beilag. Um ein Haar hätte ich den Polizisten gefragt, warum er sich den Pony abgeschnitten hat.
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