Die Wahrheit: Kannibalen
Erkenntnisse eines WM-Pathologen (14): Der herzhafte Biss in den Gegner hat im Sport eine unrühmliche Tradition.
D ie Welt ist im Fußballfieber. Bernd Gieseking untersucht die Pathologie des Geschehens. Der Linksfuß kennt alle Krankheitsbilder, die mit Ball zu tun haben.
Der Biss im Sport hat Tradition. Mike Tyson biss seinem Gegner Evander Holyfield 1997 ein Stück Ohr ab. Oliver Kahn hat 1999 an Heiko Herrlich geknabbert. 2001 aß der Kannibale von Rotenburg einen ganzen Mann, ohne dass beide eine Spielberechtigung vom DFB hatten.
Brasilianische Krankheitsbilder von galoppierender Extase bis zu letalem Schmerz.
Nun hat Luis Suárez im Spiel Italien - Uruguay die unzureichende Ernährungssituation der Fußballer bei dieser WM den Zuschauern weltweit vor Augen geführt, noch bevor die zensurierenden Kamerabilder der Fifa das verhindern konnten. Er biss Chiellini. Eine typische Hungerattacke, bei der Suárez selber fast einen Teil seiner skorbutig gelockerten Scheidezähne verloren hätte. Es war nicht sein erster Biss. Schon bei Ajax und Liverpool hatte er hungern müssen.
Kommentator Kahn versuchte, wenigstens die Fifa reinzuwaschen: Der Spieler habe seine Aggressionen heute nicht anders kanalisieren können, als in den Gegner zu beißen. Nein! Das war der Hilferuf eines hungernden Spitzensportlers.
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