Die Wahrheit: Mehr Satire braucht das Land
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit. Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über die Satire erfreuen.
Mehr Satire braucht das Land
Alle sind Charlie jetzt: Juden, Moslems, Christen.
Alle haben jetzt Satire furchtbar lieb.
Unsre Spottpoeten, Karikaturisten
sind die Allergrößten im Kulturbetrieb.
An Verhandlungstischen und in Bischofskonferenzen
geh’n Satirehefte rasch von Hand zu Hand.
Und Politiker und heil’ge Exzellenzen
sind sich einig: mehr Satire braucht das Land!
Lachen scheckig sich, wenn ein Satiredichter
sie in lock’ren Versen durch den Abfluss dreht,
wenn ein Zeichner ihre müden Glattgesichter
faltet, knubbelt, schrumpelt oder lustvoll bläht.
Wie sie sich da lachend auf die Schenkel schlagen.
Ja, da wackelt der Verhandlungstisch im Kabinett.
Schäuble kippt laut gackernd aus dem Geld-Streitwagen.
Merkel platzt am Aussitz-Steiß fast das Jackett.
Auch der Klerus amüsiert sich leise – aber heftig.
Witze über Missbrauch und den Zölibat
finden Marx und Lehmann zwar ein wenig deftig –
aber, ehrlich, kribbeln tut es im Ornat.
Freiheit der Satire. Niemand will sie brechen.
Und ist’s einem mal ein bisschen viel an Ironie,
und er lässt mal kurz Justitias Waffen sprechen,
ist das gar nicht bös gemeint: er ist Charlie!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen