: „Die WAA war nicht meine Idee“
■ Eine Begegnung mit dem oberpfälzischen Regierungspräsidenten nach dem WAA-Aus / Über deren Ende ist Karl Krampol nicht traurig, und zurücktreten will er auch nicht
Nürnberg (taz) - „Soll ich jetzt in La Hague demonstrieren, oder was?“ Genau das wollen die 40 WAA-GegnerInnen, die am Dienstag den Oberpfälzer Regierungspräsidenten Karl Krampol ihre Aufwartung machten. Krampol hatte mit seiner Unterschrift unter die Baugenehmigungen im November 1985 den Weg der WAA geebnet. Seitdem ruft die Schwandorfer Bürgerinitiative vierzehntägig zur sogenannten „Krampol -Aktion“ nach Regensburg.
Mit Krampol hatte die bayerische Staatsregierung im April 1981 den ranghöchsten Polizisten im Freistaat an die Spitze des Regierungsbezirks Oberpfalz gestellt, kurz bevor die Region offiziell als Standort für eine Wiederaufarbeitungsanlage ins Gespräch gekommen war. Eines seiner ersten Amtsgeschäfte war die Durchführung des Raumordnungsverfahrens für die WAA im Mai 1982. Zum Abschluß des Verfahrens gab Krampol schließlich bekannt, Wackersdorf könne nur dann in Frage kommen, wenn eine Gefährdung des Trinkwassers in der Bodenwöhrer Senke ausgeschlossen und vor Baubeginn die Endlagerung gesichert sei. Beide Bedingungen blieben unerfüllt, als Krampol im Zuge des sogenannten Selbsteintrittsrechts des Staats anstelle des Schwandorfer Landrats Schuierer die Baugenehmigungen der WAA-Wackersdorf unterzeichnete.
„Der Kelch WAA dürfte an uns vorübergegangen sein“, beurteilt Krampol die heutige Situation, als sei die WAA ein unausweichliches Schicksal gewesen. Damit kann er bei den WAA-GegnerInnen keinen Eindruck machen. Sie fordern den Regierungspräsidenten, dessen Name „für immer mit der WAA verbunden“ sein werde, auf, „die Gelegenheit der Stunde wahrzunehmen“ und in den Ruhestand zu gehen.
Krampol lehnt dankend ab. „Die WAA war nicht meine Idee, soll ich jetzt über ihr Ende traurig sein?“ - „Nein, schämen sollten Sie sich“, kontern die WAA-GegnerInnen. Sie fordern Krampol auf, seine Bedenken gegen La Hague zu formulieren und vorzubringen. Doch Krampol hat soviel zu tun, daß er „sich nicht auch noch um französische Probleme kümmern“ kann. Immerhin sagt er den WAA-GegnerInnen zu, sich „persönlich mit aller Kraft dafür einzusetzen, daß das Gelände im Taxöldener Forst nicht für irgendeine atomare Anlage genutzt wird“. Das Mißtrauen der WAA-GegnerInnen ist damit nur geringfügig gedämpft. Sie fordern weiter die sofortige Beendigung des WAA-Genehmigungsverfahren, den Rückkauf des WAA-Geländes durch die bayerische Staatsregierung, eine Amnestie für alle verurteilten WAA -GegnerInnen, ein weltweites Aus für die Wiederaufarbeitung
-und den Rücktritt Krampols.
Bernd Siegler
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