Die Vorschau: Die letzte Party
■ „Saprize“tritt nur noch einmal auf
Nach der Viertel-Postleitzahl „28203“war das letzte Album von „Saprize“benannt. Da versprühte der Titel mehr Lokalkolorit als die Band selbst, denn die ist längst in alle Himmelsrichtungen verstreut. Gregor wohnt im Geiste bereits im idyllischen Hannover, wo er als Studioproduzent die musikalischen Ergüsse anderer veredeln wird. Ben residiert derweil auf seinem Schloß in Hamburg-Blankenese, das er sich von den Tantiemen der 4.000 verkauften Alben und den Erträgen seiner Druckerlehre als Zweitwohnung zugelegt hatte. Ingo ist auf allen sieben Weltmeeren unterwegs, um den Rekord im Karpfenangeln zu brechen, der derzeit bei 59 Pfund liegt.
Diese Informationen mögen im Detail mit Vorsicht zu genießen sein, aber so oder ähnlich steht es geschrieben in den Verlautbarungen zum Bühnenabschied der Band. Die beliebten HipHopper mit Affinität zu harten Gitarren wollen nicht mehr zusammen spielen. Zumindest nicht mehr auf der Bühne. Nach der letzten Tour merkte das Trio, daß 130mal die selbe Party irgendwann keine Party mehr ist. Dabei gründete sich „Saprize“einst als Party-Projekt aus Hardcore- und HipHop-Rüpeln. Überschwengliche Publikumsreaktionen und Kritiken sowie ein Plattenvertrag mit dem Label Rough Trade (u. a. Backstreet Boys) schienen den drei Lausbuben eine goldene Zukunft zu verheißen, aber überregional wollte Bremens ganzer Stolz erfolgsmäßig nie so richtig zünden. Und überhaupt wollten sie niemals Metal-HipHopper sein. Gregor wird sich jetzt mit „Czech“verstärkt besinnlichem TripHop widmen, Ben schrabbelt und grölt bei den Punkern „Rydell“, Ingo rapt und angelt vor sich hin. Im Studio wollen sie sich noch hin und wieder treffen, aber wer sie noch einmal live sehen möchte, hat heute im Schlachthof die letzte Gelegenheit. A. N.
„Saprize“am heutigen Sonnabend um 20 Uhr im Schlachthof
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