■ Pakistan: Ein Putsch zur Rettung der Demokratie?: Die Träume der Generäle
In Pakistan macht die Demokratie Fortschritte: Ganze elf Jahre ließen die Generäle die gewählten Regierungen diesmal gewähren. Das letzte Mal hatten sie nach sieben Jahren geputscht. Dennoch: Um die Erfolgsaussichten der neuen Militärregierung abzuschätzen, muss man vor allem das Verhalten der Armee in den letzten elf Jahren Demokratie anschauen. Drei Mal wurden in dieser Zeit Regierungen zum Rücktritt gezwungen – und jedes Mal übergab das Militär dann die Regierungsführung einem Technokratenteam mit dem Auftrag, Wahlen vorzubereiten.
Auch im jüngsten Fall waren es demokratische Institutionen – Presse, Justiz, Menschenrechtsgruppen, Oppositionspolitiker, Gewerkschafter –, die Nawaz Sharif eine schleichende Aushöhlung der Demokratie vorwarfen. Es könnte durchaus sein, dass die Militärs auch auf diese Stimmen gehört haben, als sie eingriffen – und nicht nur auf ihre verletzte Ehre nach der Absetzung General Musharrafs. Genauso gut wäre aber auch möglich, dass sie der Misswirtschaft und Korruption der gewählten Politiker diesmal endgültig müde waren.
In diesem Fall stehen die Generäle allerdings vor einem Problem – denn im heutigen Pakistan würden sie sich schwerlich lange auf ihren Bajonettspitzen ausruhen können. Die Staatswirtschaft hängt am Schlauch von IWF und Weltbank, religiöse, soziale und ethnische Gräben treiben das Land auseinander, und selbst die Atombombe ist nicht mehr als ein Feigenblatt für die Tatsache, dass ein großer Teil des Volkes buchstäblich nackt ist – weil es nicht genug Geld für Kleidung, Essen und Gesundheit hat. Pakistan ist kein Kriegsschauplatz, auf dem sich Lorbeeren holen lassen. Bernard Imhasly
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