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Die Seitenwende der tazDie Seitenwender

Der Künstler Christian Jankowski hat für die letzte gedruckte Werktagstaz Hände und Menschen porträtiert. So haben Dru­cke­r:in­nen bisher das Heft in der Hand.

Der Künstler Christian Jankowski (sitzend) und der Fotograf Joerg Reichardt (stehend) n der taz-Druckerei in Pinneberg Foto: Jakob Mödlinger

Durch wie viele Hände geht die taz? Viele sind es. Sehr viele. Zusammen mit dem Künstler Christian Jankowski, den wir mit der Gestaltung unserer letzten auf Papier gedruckten werktäglichen Ausgabe betraut haben, versuchten wir es herauszufinden. Jankowski, der meist konzeptionell und oft partizipativ arbeitet und damit zu den wichtigsten deutschen Künstlern seiner Generation gehört, näherte sich unserem Haus furchtlos, mit Humor und am Ende formatsprengend.

Eine Frage drängte sich ihm dabei schnell auf: Was wird nach der Seitenwende eigentlich aus den Drucker*innen? Jankowskis Kunst gleicht oft einem sozialen Experiment. Mehrfach hat er dafür mit spezifischen Berufsgruppen zusammengearbeitet, mit sogenannten Systemrelevanten während der Covidpandemie etwa oder Museumsmitarbeiter*innen, häufig mit Menschen, die im Hintergrund die Geschicke leiten.

Also holte Jankowski die Druckereimitarbeitenden mit auf die Seiten. Oder zumindest ihre Hände. Sie präsentieren ihr Druckerzeugnis, hinterlassen ihre Spuren, halten die taz in den Fingern, so wie nun Sie.

Jankowskis Idee einer Zeitung in der Zeitung schien uns ein passendes Bild, entsteht hier durch die fotografische Dokumentation der letzten Werktagsausgaben zugleich Bild und Abbild: So wie auch diese taz gleichzeitig Zeitung und historisches Zeugnis ist und so wie auch stets für uns die gedruckten Nachrichten des Tages doch die Neuigkeiten von gestern waren.

Die letzte gedruckte werktagstaz 🐾

Unter der Woche wird fortan nicht mehr gedruckt: Die historische werktagstaz vom Freitag, dem 17.10.2025, erscheint ausnahmsweise fast ausschließlich gedruckt. Sie bleibt ganze zwei Wochen im Handel, als PDF oder ePaper und auf Papier per Post erhältlich.

In der Sonderausgabe: Texte von Fatma Aydemir, Sibylle Berg, T.C. Boyle, Dave Eggers, Olga Grjasnowa, Olga Hohmann, Nefeli Kavouras, Francesca Melandiri, Christof Meueler, Feridun Zaimoglu, ein Dreiergespräch von Annett Gröschner, Peggy Mädler und Wenke Seemann, den abgeschlossenen Fortsetzungroman „Spionin der Redaktion“ u.v.m.

Alles zur Seitenwende

Die Dru­cke­r*in­nen rahmen, sie halten diesen doppelten Moment für uns. Sie blicken schon zurück, auf diese letzten Seiten, die sie tagtäglich für Sie, die Lesenden, produzierten. Ihre Hände, Symbole für Zusammenhalt und Widerstand, Arbeit und Tat, erzählen dabei ganz eigene Geschichten. Von ebenjener Arbeit und dem dazugehörigen Leben, von Stil, Gender, Alter und Angewohnheiten. Und sie blicken auf andere: Sie blicken auf uns bei der taz, die in der digitalen Zukunft bleiben werden.

Die Umsetzung von Christian Jankowskis Konzept war herausfordernd. Wenn Satzspiegel und Anzeigen kleiner werden, müssen Layout und Repro, Redaktion und Anzeigenabteilung gerufen werden, schnell wurde deutlich, wie viele Menschen Hand in Hand an einer taz arbeiten. Einige davon hat Jankowski auf den letzten Seiten festgehalten.

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Status: In Transformation

Ricarda Lang, Navid Kermani, Aline Lüllmann, Bernhard Pörksen, Katrin Gottschalk
Ricarda Lang, Navid Kermani, Aline Lüllmann, Bernhard Pörksen, Katrin Gottschalk

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Um sie vor die Linse des vom Künstler beauftragten Fotografen Joerg Reichardt zu bekommen, brauchte es manchmal Diplomatie und Überredungskunst. Alle 382 Festangestellten abzubilden, war weder der Plan noch möglich und unterlag Eigendynamiken. Die Fotos halten diesen historischen Moment fest.

Mitarbeitende kommen und gehen, ganze Abteilungen entstehen und verschwinden. Wie jede Zeitung dokumentiert auch unsere letzte gedruckte Werktagsausgabe vor allem eins: die Zeit. Und wenn Hände der Seitenwender Worte verdecken, verweist auch das auf den, auf unseren Aufbruch ins E-Paper, in dem die Texte lückenlos zu lesen sind.

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