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Die Plutoniumbombe

■ Technische Probleme für deutsche Bastler

Das Kardinalsproblem für die kommenden bundesdeutschen „Bombenbastler“ besteht in der Reinheit, respektive Unreinheit des vorhandenen Plutoniums. Reaktorplutonium hat nämlich in der Regel einen mehr als 7 Pu–240 und ist somit nur unter größtem technischen Aufwand waffentauglich zu machen. Der Stoff, aus dem die Bomben–Träume „gestrickt“ werden, heißt Plutonium Pu–239, denn nur das reine Pu 239 garantiert eine optimale Bombenwirkung. Je höher der Grad der „Verunreinigung“, desto eher können Fehl– und Frühzündungen oder wirkungslose „Verpuffungen“ die Pläne der Hersteller und Auftraggeber vereiteln. Von US–amerikanischen Experten werden Plutonium–Gemische, was ihre Waffentauglichkeit anbelangt, allerdings „optimistischer“ beurteilt. In einer Studie von 1983 wird ein Plutonium–Gemisch mit einem Anteil von bis zu 7 Pu–239 - noch als waffentauglich (“weapongrade“) bezeichnet (siehe Tabelle). Daß die ALKEM jetzt die Einbunkerung von 6,7 Tonnen Plutonium mit einem Pu–240 Anteil von nur 5 die Hanauer BI–Umweltschutz Anlaß, die Bombenfrage erneut zu stellen. Bereits 1977 hatte der damalige US–Präsident Carter stolz erklärt, daß es seinen Waffentechnikern gelungen sei, einen Sprengsatz aus „gewöhnlichem Reaktorplutonium“ herzustellen. Ebenfalls 1977 machte der Physiker Gerhard Locke, der beim Frauenhofer–Institut in der Abteilung Kernwaffenforschung für die Bundeswehr arbeitete, darauf aufmerksam, daß Reaktorplutonium als Nuklearsprengstoff verwendet werden könne: „gegenteilige Äußerungen - zum Beispiel seitens der Nuklearindustrie - sind entweder in Unkenntnis oder wider besseres Wissen gemacht worden“(Spiegel vom 10.11.86). Bei der Bombenherstellung kommt es deshalb auch mehr auf die Qualität der Anordnung des eingesetzten Sprengstoffes an, der das Plutonium hüllenförmig umschließt, als auf die absolute Reinheit des Plutoniums. Nach Auffassung von Elmar Diez (BI–Hanau), der seit Jahren mit der „Bomben–Thematik“ befaßt ist, reiche konservative Waffentechnik aus, um das Plutonium „bombenscharf“ machen zu können. Dennoch wird in der BRD wissenschaftlich auch daran „gefeilt“, das vorhandene Reaktorplutonium in den „Grad höchster Reinheit“ (über 97 zu überführen. In den USA wurde die Uran–Isotopen–Trennung - notwendige Voraussetzung zur „Abspaltung“ des reinen Pu–239 - via Lasertechnik bereits erfolgreich durchgeführt. Wie der „Spiegel“ berichtete, würden in der BRD zur Zeit bei der Jülicher Firma Uranit (Eigentümer: PREAG, NUKEM und Hoechst AG) entsprechende Laborversuche durchgeführt. Die Versuche - ein Gemeinschaftsprojekt von Uranit und KWU - wurden vom Bundesforschungsministerium mit 27 Millionen DM „gesponsert“.

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