Die Ochsenknechts sind da!: Mutter, Ehefrau, paar Auftritte
Das Sky-Reality-TV- Format „Diese Ochsenknechts“ bietet solide Unterhaltung – und bleibt dabei letztlich ganz schön bodenständig-provinziell.
„Ich bin froh, dass wir uns nicht mehr so oft sehen“, sagt Cheyenne Savannah Ochsenknecht über ihre Mutter, kurz bevor sie die vom Flughafen abholen muss. Palma de Mallorca – Graz. Cheyenne ist nervös. Sie muss ihr Haus auf den Besuch ihrer Mutter Natascha vorbereiten. „Mama hat immer etwas auszusetzen.“ Das Staubwischen überlässt sie schnell ihrem Freund. Plötzlich ruft sie: „Cupcake, wir haben gerade alles hübsch gemacht!“ Ihr Terrier scharrt mit seinen Vorderpfoten auf dem frisch bezogenen Bett.
Die Szene hat alles, was gutes Reality-TV braucht Komische Namen, winzige Hunde, eine Promitochter, die an einfachen Alltagsaufgaben scheitert, und ein sich anbahnender Konflikt.
Natascha Ochsenknecht ist nicht nur die Mutter von Cheyenne, sondern auch von den beiden Promi-Söhnen Jimi Blue und Wilson Gonzalez. Und sie ist die Exfrau des Schauspielers Uwe Ochsenknecht. Dieser Fakt und einige Fernsehauftritte, beispielsweise bei der RTL-Sendung „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“, haben sie berühmt gemacht.
Die erwachsenen Kinder haben ihre eigenen Karrieren. Model, Schauspieler, Musiker: Millennials werden sich noch an die Fußballfilmreihe „Die wilden Kerle“ aus den frühen 2000ern erinnern, und an Jimi Blue als Teenieschwarm. Das Privatleben der Ochsenknechts interessiert die Klatschpresse bis heute.
Dann klingelt die Steuerfahndung
Jetzt gibt es auf Sky die sechsteilige Reality-Show „Diese Ochsenknechts“, in der die Familienmitglieder (außer Uwe) „extrem privat“ (Zitat Jimi Blue) begleitet werden. Klar, „Diese Ochsenknechts“ ist mitunter ein Versuch der Familie, ihr öffentliches Bild zu kontrollieren. Und dabei noch mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Was aber viel wichtiger ist: Es ist ein solides Stück Fernsehunterhaltung.
In der ersten Folge trifft sich die Familie auf einem wunderschönen österreichischen Bauernhof, um Nataschas Geburtstag zu feiern. Dabei werden die Probleme der jeweiligen Familienmitglieder besprochen: Jimi Blues Beziehungsprobleme mit seiner schwangeren Freundin, wie jung Cheyenne Mutter geworden ist, dass Natascha sich einen neuen Partner wünscht. Und dann klingelt auch noch die Steuerfahndung, weil Jimi Blue in Deutschland als steuerflüchtig gilt.
Die Ochsenknechts liefern lustige Zitate am laufenden Band. Natascha und ihre Mutter Bärbel streiten. Die Oma weigert sich, bei der Gartenarbeit Wasser zu trinken. Natascha zeigt aufs Nachbargrundstück, blickt in die Kamera und sagt: „Da ist übrigens tatsächlich die Leichenhalle.“ Wilson stellt sich mit den Worten vor: „Ich mag Kunst, Kultur und Kartoffeln mit Quark“, und nimmt einen großen Schluck Bier. Cheyenne präsentiert ihren elektrischen Fliegenvernichter: „Das ist der Ecokill 2030, der macht immer wwwww.“
Wie in einer Anspielung auf die Reality-Show „The Simple Life“, in der die It-Girls Paris Hilton und Nicole Richie Normalsterblichen-Arbeit verrichten müssen, sollen Wilson Gonzalez und Jimi Blue „helfen“, Heuballen auf einen Dachboden zu laden. Wilson wirkt – wie immer – durchgefeiert, aber begeistert von der ungewohnten Aufgabe. Jimi Blue steht am Rand und starrt auf sein Handy. Gegen Celebrityshows, wie „The Kardashians“, „The Osbournes“ oder auch „Die Geissens“ wirken die Ochsenknechts fast bodenständig.
„Diese Ochsenknechts“ ist keine „Freakshow“, die uns unvorstellbare Parallelwelten zeigt. Man sieht eine mehr oder weniger normale Familie. Den Mutter-Tochter-Konflikt zwischen Natascha und Cheyenne können manche Zuschauer:innen sicher mitfühlen. Trotzdem sind die Ochsenknechts exzentrisch genug, um unterhaltsam zu bleiben. Die Formel Promi-Familie geht auf: Man merkt, dass diese Menschen früh in ihrem Leben in der Öffentlichkeit standen und sehr viele Privilegien genossen haben.
Viel mehr als das liefert „Diese Ochsenknechts“ nicht. Das muss die Sendung aber auch nicht. Sie beweist: Es ist nicht nötig, dass Reality-TV alle möglichen Grenzen der Ethik überschreitet, um Spaß zu machen. Manchmal reichen auch eine nervige Übermutter, ein paar ehemalige Kinderstars und ein störrischer Steuerfahnder.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt