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Die Mörder wollen reden

Kolumbiens Paramilitärs bieten einen vorübergehenden Waffenstillstand an

BUENOS AIRES taz ■ Der Chef der rechten kolumbianischen Paramilitärs, Carlos Castaño, hat am Wochenende in einem Brief an Präsident Andrés Pastrana einen vorübergehenden teilweisen Waffenstillstand verkündet. Um doch noch in den Friedensprozess eingegliedert zu werden, aus dem die Paramilitärs bislang ausgeschlossen sind, kündigte Castaño an, „die Intensität der Aktionen gegen die Guerilla stark einzuschränken“. Außerdem machte er das Angebot, sich mit seinen Kämpfern aus dem Gebiet im Süden der Provinz Bolívar zurückziehen zu wollen, wo Pastrana sich mit der zweitgrößten Guerilla des Landes, dem Nationalen Befreiungsheer (ELN), zu Verhandlungen treffen will.

Bislang erkennen weder die ELN noch die Farc, die größte Guerilla, die Paramilitärs als Verhandlungspartner an. Die Paramilitärs, so die Argumentation der Guerilla, seien vom Staat und der herrschenden Klasse ausgerüstet, daher verhandle man nur direkt mit Vertretern der Regierung. Mit seiner Ankündigung setzt Castaño die Guerilla unter Druck. Von ihrem Verhalten hänge es nun ab, ob es zu einem definitiven Waffenstillstand komme oder aus seinem Angebot nur eine Feuerpause werde.

Auch politisch stehen die Farc jetzt unter Zugzwang. Immer haben sie betont, dass sie den Frieden mitten im Krieg verhandeln wollen. Während die Führungsebene mit Regierungsunterhändlern im Urwald am Verhandlungstisch sitzt, greifen Guerillatruppen Dörfer und Polizeistationen an.

Bislang hat sich Castaño nicht gerade als ein Verfechter des Friedens in Kolumbien einen Namen gemacht. „Am Tag, an dem es Frieden gibt, bin ich der erste Tote“, sagte er einmal. Doch jetzt fühlt er sich offenbar an den Rand gedrängt. Spätestens seit Präsident Pastrana signalisiert hat, neben der Farc auch mit der ELN zu verhandeln und dafür sogar die Armee aus zwei von der ELN kontrollierten Regionen abzuziehen, wird es eng für Castaño. Die Regierung sitzt dann mit beiden Guerillas am Verhandlungstisch, nur er steht daneben und schaut zu – kein gutes Vorzeichen für die polischen Ambitionen des Paramilitärführers.

Farc und Regierung verhandeln seit 1998 über einen Friedensvertrag. Vor etwas mehr als einem Jahr erteilte Pastrana der Armee den Rückzugsbefehl aus einem Gebiet so groß wie die Schweiz, seither hat die Farc ihre eigene Zone. Erst vor kurzem konnten sich Farc und Regierung über einen Themenplan für die Friedensverhandlungen einigen. Aber ein Ende des Bürgerkriegs, der pro Jahr 10.000 Tote fordert, liegt noch in weiter Ferne.

Die Paramilitärs wurden Anfang der 80er-Jahre von Großgrundbesitzern aufgestellt, um die Guerilla zu bekämpfen. Sie machen bis in die jüngste Zeit durch grausame Massaker an der Zivilbevölkerung von sich reden – zuletzt am Sonntag vor einer Woche, als sie im Bundesstaat Bolívar elf unbewaffnete Bauern töteten. Die Armee drückt in solchen Fällen beide Augen zu.

INGO MALCHER

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