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Die Mahnung

■ Zur Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises

Ohne das Lebenswerk und die Person Elie Wiesel relativieren zu wollen: Der diesjährige Friedensnobelpreis ist eine Antwort auf die deutsche Innenpolitik, ein hartes Urteil der Weltöffentlichkeit über die dreisten Spekulanten auf die „Gnade der späten Geburt“. Die Welt ist nicht gewillt zu vergessen, weder die nationalsozialistische Vergangenheit, noch die deutsche Methode ihrer Bewältigung. Es ist ein Strich durch den „Schlußstrich“ von Bitburg: Das Nobelpreis–Komitee will sich nicht versöhnen lassen durch jene inszenierte Versöhnung Reagans und Kohls, will sich nicht versöhnen lassen mit Waffen–SS und Wehrmacht. Doch Elie Wiesel und die „Holocaust Memorial Council“ stehen auch für den Anspruch der jüdischen Sklavenarbeiter. Die Frage ist auf der Tagesordnung, ob der oberste Repräsentant jener „Gnade der späten Geburt“ sich nicht nur unwohl fühlt, sondern das Urteil auch zu lesen versteht; ob die CDU, die darauf beharrt, die Wiedergutmachung nicht anzurühren, weil wir ja genug - d.h. im Klartext: zuviel - gezahlt haben, wenigstens opportunistisch genug ist, auf eine weitere Verhöhnung der noch lebenden Opfer zu verzichten. Die Gesetzesinitiativen zur Wiedergutmachung der Sklavenarbeiter liegen vor. Die Situation hat sich aber gewandelt. Jetzt geht es nicht mehr darum, jüdische Ansprüche zu diskriminieren, jetzt muß man schon die Weltöffentlichkeit brüskieren. Die Alternative ist formuliert: Wollen die deutschen Politiker fortfahren, die Weltöffentlichkeit als Belästigung zu betrachten, und weiterhin den häßlichen Deutschen spielen, oder zeigen sie ein Zeichen von Lernfähigkeit, auch wenn es ihnen noch so schwer fällt? Klaus Hartung

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