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Die Magie fehlt

Real Madrid gewinnt gegen Galatasaray Istanbul mit 3:0 und muss dabei nur vierzig Minuten lang glänzen

MADRID taz ■ Luis Figo, Real Madrids großer Star, wünschte sich „eine magische Nacht im Santiago Bernabeu“. Wenn es nach dem Ergebnis im Viertelfinalrückspiel der Champions League gegen Galatasaray Istanbul geht, wurde sein Wunsch erhört. Wer Spielqualität als Maßstab nahm, ging eher enttäuscht nach Hause. Zwar machten die Weißen aus Spaniens Hauptstadt mit einem 3:0 das 2:3 aus dem Hinspiel wett, doch eine Augenweide waren nur die ersten 40 Minuten.

Da fand Real Madrid zu seinem sicheren Spiel zurück, das die Elf in Istanbul in der zweiten Halbzeit verloren hatte. Die beiden Tore von Raul (15./37.) und der Treffer von Ivan Helguera (16.) waren wie aus dem Bilderbuch. Doch dann war das Spiel eigentlich vorbei. Die 70.000 Zuschauer bekamen nur noch wildes Gehacke von beiden Seiten zu sehen. Zwar versuchten die Spieler von Galatasaray, das Wunder von Istanbul zu wiederholen und den Rückstand aufzuholen, doch Real Madrid hatte dazugelernt. So blieben die Angriffe der Gäste schon im Mittelfeld stecken, statt Technik setzte Istanbul nun auf Härte und Brutalität. So endete für Luis Figo die „magische Nacht“ mit Verdacht auf Nasenbeinbruch.

„Real Madrid ist die beste Mannschaft in der Champions League“, gratulierte denn auch Galatasaray-Coach Mircea Lucescu artig, um die Gemüter wieder zu beruhigen. Sein Kollege aus Madrid, Vicente del Bosque, hatte die harten Fouls mit dem Abpfiff ohnehin längst vergessen. Er schaute nach vorn. Und was da kommt, wird nicht leicht: Am 1. und 9. Mai steht seinem Club mit Bayern München derselbe Halbfinalgegner gegenüber wie im vergangenen Jahr.

„Die Bayern sind kein leichter Gegner, und sie werden Revanche wollen für das letzte Jahr“, weiß Torschütze Helguera. Zumal Real, ähnlich den Bayern, in diesem Jahr neben Glanzleistungen auch Spiele von der schlechtesten Art gezeigt hat. Neben dem Hinspiel in Istanbul ist Del Bosque sicher die Leistung seiner Elf im spanischen Pokal in unangenehmer Erinnerung geblieben. Dort verlor Real gegen den Drittligisten aus der Nachbarstadt Toledo.

Das Match steht emblematisch für die sich in letzter Zeit häufenden Einbrüche „der besten Mannschaft der Welt“, wie die Weißen in Spanien immer wieder abgefeiert werden. Trainer und Sportpresse suchen in der Überlastung die Ursache dafür, dass die Mannschaft immer wieder ihre Ordnung verliert.

REINER WANDLER

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