Die Lobbyistin der Woche: Kohleund Karriere
Vattenfall und Braunkohle standen vor zwei Jahren im Zentrum des Wahlkampfs der schwedischen Miljöpartiet (MP). Nur wer grün wähle könne sicher sein, dass die Braunkohle der deutschen Vattenfall-Tagebaue im Boden bleiben werde, versprach die Parteivorsitzende Åsa Romsson.
Die WählerInnen glaubten ihr. Romson wurde Klima- und Umweltministerin der rot-grünen Regierung und holte sich Yvonne Ruwaida (Foto) als Staatssekretärin. Geboren 1970 in Göttingen, gilt Ruwaida als „grünes Urgestein“: Sie war Jugendverbandsvorsitzende, 12 Jahre Reichstagsabgeordnete und sitzt im Parteivorstand. Und vor ihrer Zeit als Staatssekretärin arbeitete sie als Ingenieurin – bei Vattenfall. Womit, wie sie gern flachste, bewiesen sei, dass eine Vattenfallerin und eine Grüne durchaus unter einen Hut passten.
Im Umweltministerium ging es bald nicht mehr um ein Ende für die Braunkohle. Die Sparte sollte verkauft werden. Die Kontakte liefen auch über Ruwaidas Tisch. Und die grüne Parteiführung brach ihre Wahlversprechen und segnete den Vattenfall-Deal ab.
Im Mai wechselte Yvonne Ruwaida nach einem Kabinettsumbau in die schwedische Regierungskanzlei, wo sie Ende Oktober kündigte. Zum 1. Januar beginnt sie wieder bei Vattenfall. Nicht als einfache Ingenieurin: in einer Führungsposition als Innovationsstrategin.
Man könne ja auf den Gedanken kommen, dass sie da irgendwie belohnt werden soll, überlegt das konservative Svenska Dagbladet: Müsse nicht allein solcher Verdacht die Politikerverachtung weiter anheizen? Schweden kennt bisher keine Karenzzeit. Im Dezember wird ein Vorschlag vorgelegt, der das ändern soll. Ein Jahr hätte sie ja schon warten können, meint der ehemalige MP-Vorsitzende Birger Schlaug. Reinhard Wolff
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