Die Liga im Überblick: Erster Trainer gefeuert
Petrik Sander von Energie Cottbus wird als erster Trainer gefeuert. Bremen triumphiert über Stuttgart, Hertha und Leverkusen springen mit guter Leistung an Platz 2 und 3.
DÜSSELDORF dpa/taz Jubel in Berlin und Leverkusen, Katerstimmung in Cottbus und der deutsche Meister in der Krise: Zum Auftakt der ersten englischen Woche überschlugen sich die Ereignisse in der Fußball-Bundesliga. Bereits nach sechs Spieltagen musste Petrik Sander beim FC Energie Cottbus nach dem Sturz ans Tabellenende als erster Trainer seinen Stuhl räumen. Dagegen erlebte Hertha BSC mit dem dritten Sieg in Serie als Mannschaft der Stunde eine unerwartete Renaissance. Meister VfB Stuttgart hingegen ließ der Auftaktniederlage in der Champions League ein deprimierendes 1:4 beim SV Werder Bremen folgen. "Das darf einer Spitzenmannschaft nicht passieren", sagte VfB-Coach Armin Veh nach der Partie.
Die 317. Trainerentlassung in der Bundesliga-Geschichte war am Sonntagmorgen offiziell. Nach wochenlanger Hinhalte-Taktik der Clubführung kam das Ende für Petrik Sander nicht unerwartet. Sein weiterhin siegloses Team hatte mit der 1:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg die Vorlage für die Entlassung geliefert. "Es waren allein sportliche Gründe entscheidend", begründete Präsident Ulrich Lepsch die Entscheidung. Wolfsburgs Trainer Felix Magath kritisierte die frühe Trennung. "Ich habe für diese Unsitte kein Verständnis, nur den Trainer für alles verantwortlich zu machen", sagte der Coach. Einen Nachfolger für Sander wurde noch nicht präsentiert. Bereits am Mittwoch steht die Partie bei Rekordmeister Bayern München an.
Am Sonntag schaffte Bayer Leverkusen den Sprung in die Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga. Mit einem souveränen 3:0 (0:0) bei Hannover 96 baute die Werks-Elf am Sonntag ihre Erfolgsserie auf fünf Spiele ohne Niederlage aus und ist als Tabellendritter zu einem der hartnäckigsten Jäger von Tabellenführer Bayern München aufgestiegen. Nach einer noch ausgeglichenen ersten Halbzeit setzte sich im zweiten Abschnitt das abgeklärtere Spiel der Leverkusener gegen die schwachen Gastgeber durch.
6. Spieltag
VfL Bochum - Eintracht Frankfurt 0:0
FC Schalke 04 - Arminia Bielefeld 3:0
Werder Bremen - VfB Stuttgart 4:1
Hamburger SV - 1. FC Nürnberg 1:0
Hertha BSC - Borussia Dortmund 3:2
Energie Cottbus - VfL Wolfsburg 1:2
Hansa Rostock - MSV Duisburg 2:0
Hannover 96 - Bayer Leverkusen 0:3
Karlsruher SC - Bayern München 1:4
7. Spieltag
Dienstag: Dortmund - HSV, Hertha - Rostock, Wolfsburg - Bremen, Duisburg - Schalke, Mittwoch: Stuttgart - Bochum, München - Cottbus, Nürnberg - Leverkusen, Bielefeld - Hannover, Frankfurt - KSC
Toreerzieler
5 Tore: Klose (Bayern); 4 Tore: Wichniarek (Bielefeld), Petric (BVB), Meier (FFM), Vaart (HSV), Hanke (96), Pantelic (Berlin), Ishiaku (MSV), Bechmann (VfL), Toni (Bayern)
Tabelle (Tore, Punkte)
1. Bayern München 16:3 14
2. Hertha BSC 10:8 12
3. Bayer Leverkusen 9:2 11
4. Eintracht Frankfurt 7:5 11
5. FC Schalke 04 12:6 10
6. Hamburger SV 6:5 10
7. Arminia Bielefeld 11:11 10
8. Werder Bremen 9:11 10
9. Borussia Dortmund 11:10 9
10. Karlsruher SC 7:10 9
11. VfL Bochum 8:9 8
12. VfL Wolfsburg 9:10 7
13. VfB Stuttgart 8:10 7
14. Hannover 96 7:12 7
15. MSV Duisburg 8:9 6
16. 1. FC Nürnberg 5:8 5
17. Hansa Rostock 5:11 3
18. Energie Cottbus 3:11 2
Verbalinjurie der Woche
"Fußball ist ein Ergebnissport, für Zaubertricks muss man in den Zirkus gehen." (Torsteher Frank Rost beruhigt die Kritiker des HSV-Ergebnisfußballs)
Der erneut starke Stefan Kießling (50.), der schon am Donnerstag beim 3:1 im UEFA-Pokal gegen Uniao Leiria zwei Mal erfolgreich war, eröffnete mit seinem ersten Bundesliga-Treffer in dieser Saison den Torreigen. Der Chilene Arturo Vidal (68.) erhöhte nach toller Einzelleistung auf 2:0. Theofanis Gekas (74.) setzte mit einem verwandelten Foulelfmeter den Schlusspunkt.
Derweil bauten die Münchener mit einem souveränen, wenn auch glanzlosen Sieg in Karlsruhe mit 4:1 ihre Tabellenführung aus. Die Stürmer Luca Toni (5.) und Miroslav Klose (20.) machten im Wildpark-Stadion am Sonntag aus wenigen Chancen frühe Bayern-Tore. Fünf Minuten nach dem Wechsel erhöhte Hamit Altintop, doch nur 120 Sekunden später schöpfte der KSC durch das Tor von Massimilian Porcello wieder Hoffnung. Der eingewechselte Ze Roberto (75.) machte mit seinem ersten Saisontor dann alles klar.
Große Freude herrscht bei der Berliner Hertha, die mit dem 3:2-Erfolg gegen Borussia Dortmund zu einem überraschenden Höhenflug ansetzte. "Wir haben einen Trainer, der dem Team eine Handschrift geben kann - und eine Mannschaft, die das annimmt", lobte Manager Dieter Hoeneß nach dem dritten Sieg in Serie Coach Lucien Fauvre. Gegen die Borussen erzielte Marko Pantelic bereits seinen vierten Saisontreffer, des weiteren trafen Lucio und Solomon Okoronkwo für die Gastgeber. Zur Belohnung durfte die Hertha für eine Nacht Tabellenführer sein.
Nach der unglücklichen 1:2-Niederlage bei Real Madrid in der Champions League hat der SV Werder Bremen in der Liga wieder Fuß gefasst und den VfB Stuttgart mit einem 4:1-Sieg in die Krise gestürzt. "Es war wichtig gerade in dieser Situation zu punkten", befand Werder-Manager Klaus Allofs, der zudem die überraschende Vertragsverlängerung des erneut überragenden Diego bis 2011 verkünden konnte. Meister Stuttgart hingegen ist in den Startlöchern hängen geblieben. "Wir haben jetzt ein Problem. Das Zweikampfverhalten war eines deutschen Meisters nicht würdig", befand VfB-Trainer Veh.
Das Debakel gegen Werder hinderte den in den Tabellenkeller gerutschten Titelverteidiger jdeoch nicht daran, den Vertrag mit Trainer Armin Veh frühzeitig bis 2009 zu verlängern. Der Verein wolle damit demonstrieren, dass er an das Trainerteam glaube, erklärte Sportdirektor Horst Heldt: "Wir sind absolut sicher, dass wir gemeinsam schon bald in die Erfolgsspur zurückfinden werden."
Auch der FC Schalke 04 konnte sich mit dem 3:0-Erfolg gegen Arminia Bielefeld für den verpatzten Champions-League-Start rehabilitieren. "Es war wichtig nach der Leistung gegen Valencia sofort wieder zurückzukommen.", sagte Trainer Mirko Slomka nach dem deutlichen Sieg durch die Treffer von Kevin Kuranyi, Gerald Asamoah und Rafinha.
Mit dem ersten Saisonsieg hat Hansa Rostock die "Rote Laterne" vorerst weiter gereicht. Beim 2:0-Erfolg im Aufsteiger-Duell gegen den MSV Duisburg avancierte Edelreservist Sebastian Hähnge mit seinem ersten Bundesliga-Treffer zum Mann des Tages. Enrico Kern erzielte den zweiten Treffer gegen die Duisburger, die ihre schlechteste Saisonleistung zeigten.
Kritik erntete der Hamburger SV wegen seiner unattraktiven Spielweise trotz des zweiten 1:0-Sieges innerhalb von vier Tagen. "Fußball ist ein Ergebnissport, für Zaubertricks muss man in den Zirkus gehen", sagte HSV-Torhüter Frank Rost nach dem Sieg gegen den 1. FC Nürnberg, der nur 41 Stunden nach dem UEFA-Cup-Spiel gegen Rapid Bukarest erneut antreten musste. Rafael van der Vaart erzielte den Treffer des Tages gegen den Pokalsieger, der mit bislang erst einem Saisonsieg auf einen Abstiegsplatz gefallen ist. "Wir verbreiten jetzt keine Panik, aber wir unterschätzen das auch nicht", betonte Trainer Hans Meyer.
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