Die Liga im Überblick: Bayern überlegen, Werder leichtsinnig
Die Bayern sind praktisch Meister und der VfB-Coach gratuliert als Erster. Werder vergibt haufenweise Torchancen und muss um Championsleague zittern. Cottbus setzt sich von Abstiegszone ab.
HAMBURG/BERLIN dpa/taz Der letztjährige Meister-Coach Armin Veh hat nach der 1:4-Niederlage des VfB Stuttgart gegen den FC Bayern München seinen Trainer-Kollegen Ottmar Hitzfeld offiziell zum Titelgewinn beglückwünscht. "Ich möchte den Bayern zur Meisterschaft gratulieren", sagte Veh am Sonntagabend in der Pressekonferenz nach dem Spiel in der Münchner Arena. "Sie haben sicher den besten Kader und die besten Einzelspieler." Sie haben eben das meiste Geld, könnte man auch sagen. Veh freilich wollte auch seinem Kollegen die Ehre geben: "Kompliment an Ottmar Hitzfeld, der es wieder einmal geschafft hat, wieder Meister zu werden, eine Mannschaft aufzubauen, zu prägen." Und das ist sicher auch eine Genugtuung für Hitzfeld, der auch diese Saison nicht besonders pfleglich vom Bayern-Management behandelt wurde.
Die Gratulation ist zwar noch ein wenig verfrüht, schließlich kann Werder Bremen theoretisch noch Meister werden, falls man alle Spiel gewinnt - und die Bayern alles verlieren. Aber das ist eben Theorie: Bei zwölf Punkten Vorsprung sei den Bayern an den letzten vier Spieltagen der Titel nicht mehr zu nehmen, betonte Veh. Und er hat natürlich recht.
Ergebnisse:
Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund 1:1
1. FC Nürnberg - Arminia Bielefeld 2:2
Hannover 96 - Hertha BSC 2:2
VfL Bochum - MSV Duisburg 1:1
Karlsruher SC - Werder Bremen 3:3
Hamburger SV - FC Schalke 0:1
Energie Cottbus - Hansa Rostock 2:1
Bayer Leverkusen - VfL Wolfsburg 2:2
Bayern München - VfB Stuttgart 4:1
Tabelle:
1. Bayern München 59:18 66
2. Werder Bremen 65:44 54
3. FC Schalke 48:31 54
4. Bayer Leverkusen 52:33 48
5. Hamburger SV 37:22 48
6. VfB Stuttgart 49:47 48
7. VfL Wolfsburg 47:42 44
8. Eintracht Frankfurt 36:40 43
9. Hannover 45:49 42
10. Karlsruher SC 35:39 42
11. VfL Bochum 44:46 38
12. Hertha BSC 32:38 35
13. Borussia Dortmund 43:54 35
14. Energie Cottbus 32:49 32
15. Arminia Bielefeld 29:54 29
16. 1. FC Nürnberg 33:48 27
17. Hansa Rostock 26:43 27
18. MSV Duisburg 29:44 26
Nächste Spiele:
Freitag, 02.05.2008: Borussia Dortmund - 1. FC Nürnberg
Samstag, 03.05.2008: Hansa Rostock - Hamburger SV, Hertha BSC - Karlsruher SC, VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt, Werder Bremen - Energie Cottbus, Arminia Bielefeld - VfL Bochum, FC Schalke 04 - Hannover 96
Sonntag, 04.05.2008: MSV Duisburg - Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg - Bayern München
Den Bayern-Jägern machte Veh für die Zukunft keine Hoffnungen, im Gegenteil: "Dieses Jahr wäre es sicher für den einen oder anderen Verein möglich gewesen, die Bayern zu ärgern - ich glaube, die nächsten Jahre wird es dann schwerer, weil die Mannschaft dann auch eingespielt ist."
Für die Stuttgarter genügte gestern das Mannschaftsverständnis des Münchener Teams schon vollauf: Mit 4:1 schickten die Münchener den VfB am Sonntag nach Hause. Es trafen Franck Ribery (75./76. Minute) mit seinem ersten Tore-Doppelpack, Luca Toni (8.) und Mark van Bommel (55.) für München. Antonio da Silva (19.) gelang nur der zwischenzeitliche Ausgleich.
Trotzdem bleibt es noch spannend in der Liga. Da wäre zunächst der Kampf um die Europapokalplätze: Im zweiten Sonntagsspiel konnte etwa Leverkusen mit einem Kraftakt seine Chancen wahren. Ein Eigentor von Ricardo Costa in der 73. Minute bewahrte den Werksclub am Sonntag beim 2:2 (1:2) vor der ersten Bundesliga-Heimpleite gegen Verfolger VfL Wolfsburg. In der ausverkauften BayArena war auch Theofanis Gekas (33.) mit seinem elften Saisontreffer für die Leverkusener erfolgreich, die sich auf den vierten Tabellenplatz verbesserten. Für Wolfsburg trafen Edin Dzeko (13.) und Makoto Hasebe (43.).
Kampf um die Championsleague
Im Kampf um einen Champions-League-Platz zeigen sich die Profis von Werder Bremen als Könige im Vergeben von Großchancen. Nach dem 3:3 (2:1) beim Karlsruher SC platzte Trainer Thomas Schaaf und Geschäftsführer Klaus Allofs der Kragen. "Mir fallen auf Anhieb fünf oder sechs oder sieben Spiele ein, in denen wir auf diese Art Punkte abgegeben haben", ärgerte sich Allofs nach dem Rückschlag für den Tabellenzweiten der Fußball-Bundesliga. Auch Schaaf war "absolut nicht zufrieden" mit dem Ergebnis und musste sich nach dem Abpfiff sichtlich zusammenreißen.
"Da drehst du durch", meinte Tim Borowski nach einem ebenso kuriosen wie furiosen Spiel verzweifelt. Sein Nationalmannschafts- und Vereinskollege Per Mertesacker brachte es auf den Punkt: "Mehr Großchancen als wir heute kann sich niemand erarbeiten." Mit seinem Treffer in der 86. Minute rettete Boubacar Sanogo Werder wenigstens noch das Unentschieden. Das Remis war nicht nur ein Geschenk der Bremer an den KSC, sondern vor allem an den nun punktgleichen Verfolger FC Schalke 04.
Für den Hamburger SV rückt die Teilnahme an der europäischen Königsklasse in immer weitere Ferne. Mit dem 0:1 gegen Schalke kassierten die Hanseaten schon die zweite Heimschlappe in Folge. Bereits in der 2. Minute nutzte Kevin Kuranyi die Unaufmerksamkeit der HSV-Abwehr zum entscheidenden Tor.
Nürnberg unglücklich
Ernst wird es auch im Abstiegskampf. Mit dem 2:2 gegen Arminia Bielefeld verpasste der 1. FC Nürnberg die Chance, erstmals seit dem 16. Spieltag die Abstiegsplätze hinter sich zu lassen. Eine 2:0-Führung durch Marek Mintal (29.) und Iwan Saenko (38.) reichte dem "Club" nicht, um den zweiten Sieg in Folge einzufahren. Artur Wichniarek (47.) und Markus Bollmann (59.) retteten der Arminia noch einen Zähler.
Der VfL Bochum hat die Siegesserie des MSV Duisburg auf fremden Plätzen gestoppt. Durch den späten Ausgleich von Stanislav Sestak (84.) sicherte sich der VfL im kleinen Revierderby ein 1:1 gegen das Tabellenschlusslicht. Claudiu Niculescu hatte die "Zebras" in der 27. Minute in Front geschossen. Schade für Duisburg, die dank des besseren Spiels einen Sieg verdient hätten.
Cottbus setzt sich ab
Timo Rost und Dimitar Rangelov drehten für den FC Energie Cottbus ein verloren geglaubtes Spiel um und führten die Lausitzer im Ost-Derby gegen Hansa Rostock zum 2:1-Sieg. Dabei hatte Energie mit dem 0:1 durch Djordjije Cetkovic (16.) und die Gelb-Rote Karte für Igor Mitreski (42.) gleich zwei Rückschläge zu verkraften. Doch dann rissen Rost (81.) und Rangelov (90.+1) die Partie noch herum. Energie hat nun fünf Zähler Abstand auf einen Abstiegsplatz.
Hannover 96 vergab beim 2:2 gegen Hertha BSC seinen dritten Vorsprung in Serie. Die Berliner blieben zwar zum achten Mal ohne dreifachen Punktgewinn, durften das Remis nach 0:2-Rückstand und Treffern von Sofian Chahed (55./Handelfmeter) und Lukas Piszczek (67.) aber als Erfolg für sich verbuchen. Durch Steve van Bergen (19./Eigentor) und Jiri Stajner (26.) waren die Niedersachsen in Führung gegangen.
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