Die Kunst der Woche: All Over Two

Keltie Ferris schafft Tiefe im gemalten Raum und druckt den eigenen Körper ins Bild. Neben Düsseldorf, sind neue Arbeiten aktuell in Berlin zu sehen.

Sicht in Keltie Ferris' neue Ausstellung in der Galerie Klemm’s. Rechts im Bild ist eine Trägerwand aus dem Ausstellungsraum im Ausschnitt zu sehen, die Ferris mit Graphitlinien gestaltet hat. LInks an der Wand hängen vier Bilder aus der Serie "Body Prints". Auf dem Bild ganz vorne links ist der hellblaue Körperabrduck auf gelbem Hintergrund mit roten und türkisen Umrandungen versehen. Im Hintergrund hängt ein abstraktes Gemälde in Orange-, Rot- und Gelbtönen, das mit unzähligen kleinen Quadraten versehen ist.

Arbeitet farbenreich, aber auch mal ganz spontan in Graphit: Keltie Ferris bei Klemm's Foto: Courtesy the artist and Klemm’s

An gleich zwei Orten in Deutschland sind derzeit neue Arbeiten des New Yorker Künstlers Keltie Ferris zu sehen. In Düsseldorf in der Galerie Kadel Willborn und in seiner Berliner Galerie Klemm's läuft eine Doppelausstellung mit aktuellen All-Overs und neuen Body-Prints, alle enstanden in diesem Jahr. Die Titel beider Ausstellungen sind nur subtil von einander zu unterscheiden und Ferris' Spaß am Schriftbild, das er in den Titeln seiner Werke oft per Klammern, Satzzeichen oder Groß- und Kleinschreibung erzeugt, ist hier bildhaft gesteigert: „\\\TWO\\\ ///FOLD///“ lautet der Titel in Düsseldorf, „//TWO/\FOLD\\\“ in Berlin.

Da entsteht in der Variante für Klemm's dann ein kleines Dach in der Mitte. Und was sich hier graphisch schwarz auf weiß auf dem Ausstellungsbeiblatt abhebt, findet auf Ferris' abstrakten Gemälden in Öl und Acryl traditionell im Bildinnern statt. Immer ist da ein Hintergrund aus weiteren Farbschichten, die hinter der obersten Schicht changieren und einen Tiefenraum entstehen lassen.

Transparenz und Dichte heben sich auf diese Weise voneinander ab, im Sichtfeld interagieren quadratische Konturen mit zerstäubten Schemen aus Air-Brush-Verfahren. Besonders für Berlin ist außerdem die raumgreifende Graphit-Arbeit, die Ferris spontan auf die große Trägerwand in der Mitte des Ausstellungsraumes aufgetragen hat. Die Armbewegung und Strichführung ist im Dialog mit „U xxx Me“, einem für Ferris eher ungewöhnlichen Gemälde, auf dem sich dünne Linien aus Pastellkreide aneinander schmiegen, überlappen und voneinander abstoßen. Sogar der Rahmen, wie Ferris ihn übrigens oft selbst für seine Bilder baut, ist mit den dynamischen Bewegungen überzogen.

Keltie Ferris: „//TWO/\FOLD\\\“, Klemm’s, bis 17. Dezember, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Prinzessinnenstr. 29, BerlinKeltie Ferris: „\\\TWO\\\ ///FOLD///“, Kadel Willborn, bis 17. Dezember, Mi.–Fr. 13–18 Uhr, Sa. 11–16 Uhr, Birkenstr. 3, Düsseldorf

An beiden Orten wächst auch die „Body Print“-Serie weiter, die Keltie Ferris 2015 begonnen hat. Jeansfalten schmiegen sich in die Leinwand, Haut drückt und druckt sich in das Pigmentpuder mit dem der Maler für sein besonderes Körperkopierverfahren arbeitet. Hier in Berlin verbindet „Soon Mr. Moon“ mittels ein paar farbtrunkenen Umrandungen, die dem Abdruck hinzugefügt sind, beide Richtungen aus Ferris' Werk.

Geteilte Farben und Laufrichtungen zeigen, dass das künstlerische und soziale Selbst, das Ferris je nach Moment und Stimmung mit in seine Arbeiten trägt, vielfach ist und bei Weitem nicht nur einem Entstehungsjahr zugeordnet werden kann. Auch wenn hier überall 2022 drauf steht, diese sich doppelt und dreifach multiplizierende Aneinanderreihung der Zahl Zwei in unserer aktuell gültigen Zeitrechung.

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