Die Kunst der Woche für Berlin: Dreh- und Angelpunkt der Malerei
El Hadji Sy ist performativer Maler und räumlicher Freidenker. Seine erste Einzelaustellung bei Barbara Thumm folgt einer großartigen Choreografie.
Bilder, die sich jederzeit wieder zusammenklappen könnten, verschließen sogar, wären sie nicht an den Außenseiten bemalt. In seiner Ausstellung in der Kreuzberger Galerie Barbara Thumm stehen die Gemälde El Hadji Sys mitten im Raum, mal als aufgeklapptes Bildpaar, mal mobil wie Drehtüren, wie die beiden Arbeiten, die im Türrahmen zum Hauptraum der Galerie ihren Platz eingenommen haben.
Um ihre Verwandten zu sehen, muss man zwischen ihnen hindurch schreiten, fast streift man sie, was dem Künstler, der die Regeln der Distanz zwischen Publikum und Werk, die in Museen herrschen, grundsätzlich in Frage stellt, vielleicht gerade Recht ist. Wie der Text zur Ausstellung andeutet, tritt El Hadji Sy hier als „Künstler-Szenograf“ auf.
Künstlerische Selbstbestimmtheit und eine postkoloniale Kunstgeschichte, die queer zu jeglicher Homogenisierung verläuft, beschäftigen El Hadji Sy schon lange. In den 1970ern begründete er das erste Village des Arts (1977–1983) bei Dakar – ein Ort des Experimentierens, vor allem aber der künstlerischen Solidarität und Kollektivität, des Commons, wie die Ausstellung „Freistaat Barackia: Landscapes of Liberation“ im Kunstraum Kreuzberg letzten November eindrücklich dokumentierte.
Galerie Barbara Thumm: El Hadji Sy, „Silhouettes Critiques“. Bis 30.07., Mi.-Sa. 12-18Uhr, Markgrafenstr. 68
Das Freistehende seiner Arbeiten, die hier in Berlin unter dem Titel „Silhouettes Critiques“ ausgestellt sind, verleiht ihnen räumliche Präsenz, etwas Wesenhaftes, wobei es hier neben dem Anthropomorphen in der Form auch deutlich um das Wesenhafte der Malfarben und -gründe geht, um die Präsenz des Materials.
El Hadji Sy malt mit Öl und Acryl, Teer und Wachs, mal auf Holz wie bei den über zwei Meter hohen aufgeklappten Gemälden. Dann wieder auf galvanisierten Stahl wie bei den Wandarbeiten, auf denen sich die Schnelligkeit der Geste und die Sättigung mit schwarzem Teer eindringlich verdichten.
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Das Ablaufen, das Hin- und Hertasten zwischen den Koordinaten der Werke ergibt eine eigene Choregrafie. Dieses körperliche Eingebundensein, das Bewegen nach den räumlichen Rhythmen der Werke, formt einen Spiegel zum performativen Malstil El Hadji Sys, der früh begann, mit den Füßen zu malen. Und so dürfen wir ihn hier in Kreuzberg auch als Künstler-Choreografen erleben.
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