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Die Kaufsucht geht um

Baden-Baden (dpa/taz) – Kaufen, kaufen, kaufen – Millionen Bundesbürger sind nach Expertenmeinung „kaufsuchtgefährdet“. Allein im alten Bundesgebiet zeigten etwa fünf Prozent der Erwachsenen Kaufsucht-Symptome, behauptet der Stuttgarter Konsumtheoretiker Gerhard Scherhorn. Zugleich räumte er mit dem Vorurteil auf, Kaufsucht sei eine „typisch weibliche“ Eigenschaft: Die „Kaufsuchtgefährdeten“ seien zu 40 Prozent Männer.

Die Kaufsucht, so der Professor für Konsumtheorie und Verbraucherpolitik, definiere sich wie jede andere Sucht. Da seien der innere Zwang, loszugehen und etwas kaufen zu müssen, und dazu die Abhängigkeit – der Kaufsüchtige sehe im Moment nichts anderes, was ihn befriedigen könne. Dazu kämen die suchttypische Dosissteigerung – es werde immer mehr und häufiger gekauft – und Entzugserscheinungen. Wenn Süchtige nicht kaufen könnten, fühlten sie sich krank, bis hin zu körperlichen Symptomen. Diese Betroffenen sollten eine Therapie beginnen, riet Scherhorn. Allerdings gebe es auch andere Menschen, „die ganz fröhlich sind mit ihrer Sucht und sie so in Grenzen halten, daß sie sich nicht bis zur Obdachlosigkeit verschulden“. Kaufen gelte heutzutage als „Ventil“, als Möglichkeit, sich auf andere Gedanken zu bringen, auch Selbstwertschwächen zu überdecken. Die Kaufsucht werde meist schon in der Kindheit geprägt. Scherhorn: Schon ein Kind sehe bei den Eltern, daß vieles wie „Häusle bauen, Möbel nicht verkratzen, Auto putzen“ wichtiger sei als der Mensch selbst.

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