Die Juden seien …

„… unser Unglück“: So fasste der deutsche Historiker Heinrich von Treitschke bündig das Vorurteil über die Juden zusammen. Es ist erstaunlich, wie wenig sich die antisemitischen Klischees seit dem Ende des 19. Jahrhunderts verändert haben.

Hinzugekommen sind vor allem Versionen, die nicht „die Juden“, sondern Israel betreffen sowie die philosemitischen Klischees und ihre ambivalenten Idealisierungen des Jüdischen. Anbei ein paar der gängigen Stereotypen in Redeform.

„Die Juden sind weltweit vernetzt. Sie haben in allen wichtigen Regierungen eine mächtige Lobby und steuern so insgeheim die Weltpolitik. Sie können das, weil sie mit ihrem unermesslichen Reichtum das internationale Finanzsystem kontrollieren und sich jeden Politiker ‚kaufen‘ können.“

„Die Juden scheinen wirklich ein Händchen fürs Geld zu haben. Auch wenn man ihnen traditionell keine andere Arbeit gab, scheinen sie sich dennoch irgendwie dafür zu eignen.“

„Die Juden sind maßlos arrogant. Sie bilden sich ein, das ‚auserwählte Volk‘ zu sein. Und sie haben sich in den Ländern, in denen sie sich angesiedelt haben, nie wirklich angepasst. Deshalb müssen sie sich nicht wundern, wenn ihnen von Zeit zu Zeit die Flügel gestutzt werden.“

„Die Juden sind distanzlos. Sie rücken einem immer zu nahe auf die Pelle und merken gar nicht, dass sie einem mit ihrer übertriebenen Art auf die Nerven gehen.“

„Der Staat Israel lebt letztlich von der schrecklichen Vergangenheit der Juden während der Nazizeit. Wir Deutschen haben Milliarden als Wiedergutmachung gezahlt – und bleiben trotzdem immer noch mit der Vergangenheit erpressbar. Es wagt ja keiner, daran öffentlich Kritik zu üben.“

„Die Juden sind ja so wahnsinnig begabt! Das müssen ja wohl selbst die Antisemiten zugeben: Es gibt keine zweite Nation, die so viele hervorragende Künstler und Intellektuelle hervorgebracht hat. Ihnen scheint das, worum wir hart ringen müssen, nur so zuzufliegen. Also im kulturellen Sinn stimmt das mit dem ‚auserwählten Volk‘ schon irgendwie.“

Jüdische Frauen sind hinreißend schön. Mehr noch: Sie verkörpern eine ganz andere Mischung aus Sinnlichkeit und Eleganz als andere Frauen. Ob das an ihrer Geschichte liegt? Woher kommt diese einzigartige Melancholie in ihrem Blick?“

„Die Juden sind das einzige Volk, dem es gelungen ist, Geld und Geist wirklich zusammenzubringen. Diese Mischung aus Realitätssinn und Intellektualität ist bewundernswert. Was man allerdings nicht vergessen darf: Dahinter steckt harte Arbeit und eiserne Disziplin. In dieser Hinsicht sind die Juden preußischer als die Preußen.“

„Also, was alle Juden auszeichnet: Sie verfügen über wunderbaren Humor, der sich durch nichts erschüttern lässt. Sie sind tough: anderen – und sich selbst gegenüber. Niemand bringt so viel Selbstironie auf.“ CSCH

Literaturtipp: Walter Rothschild – „99 Fragen zum Judentum“. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2001, 142 Seiten, 7,90 Euro