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Die GesellschaftskritikWarum nur Kühe?

Bayerisches Rindviech, solidarisch schauend Foto: Christof Stache/ap

WAS SAGT UNS DAS? Der Konflikt zwischen der Türkei und den Niederlanden trifft jetzt auch Tiere – dabei wären Sanktionen gegen eine andere Lebensform naheliegender

Wenn ihr unsere Minister nicht einlasst, weisen wir eure Paarhufer aus. Das muss Bülent Tunç vom Türkischen Verband der Viehproduzenten durch den Kopf gegangen sein, als die niederländische Regierung die türkische Familien- und Sozialministerin Fatma Betül Sayan Kaya zur Ausreise zwang.

Kurzerhand wies Funktionär Tunç aus Rache für die Demütigung der AKP-Ministerin am Mittwoch einige niederländische Kühe aus, die zu Zuchtzwecken in die Türkei gebracht worden waren. „Die erste Gruppe Holsteiner ist verladen worden und wird zurückgeschickt“, sagte der Verbandsfunktionär, um keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit der eigenen Ankündigung aufkommen zu lassen. In Zukunft wolle man keine Tierprodukte mehr aus Holland importieren. Die Türkei werde in Zukunft eigene Kühe züchten.

Werden sich die Wiederkäuer durch ihre Abschiebung nun ihrer Nationalität bewusst werden? Im Allgemeinen wissen Kühe nichts von Patriotismus und internationaler Diplomatie. Und warum eigentlich bei Tieren haltmachen? Der türkische Floristenverband muss jetzt sofort nachziehen, den Import von holländischen Tulpen verbieten und schon eingedrungene Blümchen rauswerfen!

Wobei natürlich die nationale Heroisierung der Tier- und Pflanzenwelt auch in Deutschland eine gewisse Tradition hat. Mit Deutschem Schäferhund ließ sich schon Hitler gern ablichten, und die deutsche Eiche gilt gemeinhin immer noch als Symbol für genuin deutsche Werte wie Treue, Standfestigkeit und nationale Einheit.

In diesem Sinne könnte die reinrassig türkisch-patriotische Milchkuh zum neuen Symbol der türkischen Unabhängigkeit vom internationalen Viehmarkt werden. Aber keine Revolution ohne Opfer. Tunç kündigte an: Sollten die Niederlande die Kühe nicht zurücknehmen, würden sie geschlachtet und ihr Fleisch verteilt. Jörg Wimalasena

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