Die Gesellschaftskritik: Wechselkurs
Was sagt uns das? Instantnudeln, nicht mehr Zigaretten, sind jetzt die wichtigste Währung unter US-amerikanischen Gefängnisinsassen. Klingt absurd? Dabei ist es doch so logisch
59 Cent kostet eine Packung Ramen im Gefängnisladen. Für sechs Packungen kann man sie gegen einen Thermopulli plus Thermohose eintauschen. Im Gefängnisshop kostet das 11 US-Dollar. Der Soziologe Michael Gibson-Light hat für die Universität von Arizona 60 Gefängnisinsassen interviewt und ausgewertet, welche Wertsteigerung das fettige Fertiggericht erfährt.
Ramen, also Instantnudeln, die mit heißem Wasser aufgegossen werden, haben Zigaretten als informelle Währung abgelöst. Echt jetzt? 60 befragte Insassen, das klingt nicht besonders repräsentativ. Aber andere Gefängnisse haben mittlerweile diese Beobachtung bestätigt. Wer wirklich etwas braucht (eine Nagelfeile zum Beispiel oder einen Spaten), kommt mit Tabak also nicht mehr weit. Serienjunkies wird das nicht überraschen. Ramen als Währung gibt es auch schon in der Netflix-Serie „Orange is the New Black“. Der Grund hierfür ist in der Serie wie im wahren Leben der gleiche: richtig miese Haftbedingungen. Gefängnisverwaltungen, die immer weiter an allen Enden sparen wollen, kürzen gern das Budget für Essen. Die Folge: mieser Fraß und davon auch noch zu wenig. Die Trockennudel-Pakete wurden in US-amerikanischen Gefängnissen so wertvoll, weil die Insassen Hunger haben. Instant-Ramen ist zwar nicht gesund, macht aber satt. Und wer Ramen nicht mag, kann zumindest damit bezahlen: auch Dienstleistungen wie Wäschewaschen oder einen Haarschnitt. Selbst beim Pokern sind die Nudeln Wetteinsatz. Doch wer gewinnt, lebt gefährlich. Ein zu großer Vorrat an Nudeln im Schrank führt nicht selten zu Prügeleien. Amna Franzke
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