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Die Geschichte eines Youtube-HitsDer Gastauftritt vom Smalltown Boy

Ein Straßenmusiker erhält Unterstützung von einem zufällig vorbeikommenden Popstar, das Video wird zum Youtube-Hit. Aber war das wirklich Zufall?

Plant kein neues Album, sang aber mit Jonas Mann in Berlin-Friedrichshain: Jimmy Somerville. Bild: imago/Scherf

BERLIN taz | Vor einer plakatierten Wand in Berlin-Friedrichshain hämmert ein junger Straßenmusiker einen Song in die Gitarrensaiten, „Smalltown Boy“ von den 80er-Jahre-Synthie-Poppern von Bronski Beat. Plötzlich kommt ein schmächtiger Glatzkopf mit einem kleinen Hund hinzu und stimmt in den Gesang des Gitarristen ein, mit einer ungewöhnlich hohen und doch vollen Stimme, die jeden Ton trifft. Der Musiker ist etwas irritiert, aber hoch erfreut, als er erkennt: Sein Gesangspartner ist Jimmy Somerville persönlich – der Frontmann von Bronski Beat.

Die Szene wurde auf Video festgehalten. Der kurze Clip brachte es bei Youtube bis Dienstagmittag auf fast eine Million Klicks. Auffällig: Die Kurve schoss am Montag steil nach oben. Obwohl der Titel, „Streetmusician sings – Original singer comes along and joins him“, Spontanität suggeriert, wurde in den User-Kommentaren schnell die Frage aufgeworfen: „Real or marketing viral fuck?“

Die Frage ist nicht unberechtigt. Der Straßenmusiker ist nicht irgendein Straßenmusiker, sondern Jonas Mann, einer der Macher der Youtube-Sendung „Onkel Berni's Butze“. In der Show präsentiert Mann zusammen mit seinem Partner Theo Rio Highlights aus dem Internet, den Youtube-Kanal haben 58.000 Nutzer abonniert. Vermarktet wird das Duo von der Produktionsfirma First Entertainment, zu deren Programm auch Sendungen wie „Steiner gegen Alle – das SWR Duell“ zählen.

Mit viraler Vermarktung kennen sich Rio und Mann aus. Im September nahmen sie am „Internationalen Medienkongress“ in Berlin“ teil und hielten einen Vortrag zum Thema „Wie kreiert man einen Kult? Was braucht es, um eine Fanbase online wie offline aufzubauen?“

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Mit dem Youtube-Clip setzten die beiden ihr Wissen in die Praxis um. Ende Oktober trafen sich Mann und Somerville bei der Neuauflage der Musiksendung „Formel Eins“, die ebenfalls von First Entertainment produziert wird. Einem Sprecher des Unternehmens zufolge entschieden sich die beiden Musiker tatsächlich spontan, das Video aufzunehmen – als Gag.

Bevor am Montag die Klickzahlen in die Höhe schossen, machte das Duo kräftig Werbung für den Clip. Auf ihrer Facebook-Seite hieß es: „Habt ihr Bock uns zu helfen? Cool, denn wir wollen viral abgehen!! Teilt und verschickt dieses Video, in dem Jonas zusammen mit Jimmy Somerville „Smalltown Boy“ von Bronski Beat performt – Einfach so bei uns umme Ecke! Warum? Weil Jimmy ne geile Sau ist, Jonas natürlich auch und Otto sowieso! Ihr wisst was ihr zu tun habt!" Mit Otto ist vermutlich der Hund gemeint, den Somerville dabei hatte.

Ganz zufällig ist der Clip demnach nicht entstanden. Den meisten Zuschauern dürfte das aber egal sein. Auch der Youtube-Nutzer, der die Frage nach dem „Viral Fuck“ gestellt hatte, fügte versöhnlich hinzu: „Nice Anyhow“.

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2 Kommentare

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  • Betr.: die neuesten Maschen, um im Internet Staub aufzuwirbeln

     

    Der Artikel ist gut geschrieben, auch wenn er für den Kritisierten nützlich sein dürfte.

    Mich würde mal etwas anderes interessieren: Das YouTube Video wurde fast 2 Mio mal angeklickt und hat eine Eingangswerbung (nach 5 Sek. kann man sie abkürzen), es wurde hochgeladen von „Onkel Bernies Welt“ alias Jonas Mann. Gehen die kompletten Werbeeinnahmen an den Hochladenden, wie hoch sind sie, wie viel Prozent kassiert YouTube? Ich halte Jonas Mann für eine Eintagsfliege, zu wenig Substanz.

  • M
    Metamade

    Puh, das nenne ich mal belanglos...