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Die Erhöhung des Durchleitkoeffizienten

■ Prinzip Baris statt Bares: Der FC St. Pauli ist für junge Talente aus Hamburg eine Verlockung

Für die Berechnung physikalischer Wärmedurchleitkoeffizienten bleibt Deniz Baris nur noch wenig Zeit. Der Student des Bauingenieurwesens muss darauf achten, dass St. Paulis Gegner keine Bälle durch die braun-weiße Abwehr leiten. Bislang ist der ins Fußballerische übertragene K-Wert ziemlich gering: Baris erledigte seine Doppel-Aufgabe als Libero bei den Amateuren und im Mittelfeld der Profis recht solide.

Obwohl der 22-jährige Aufsteiger aktuell nur noch bei den Amateuren trainiert, ist er beispielhaft für die Entwicklung, die beim FC derzeit möglich ist. Bis zum vergangenen Sommer verdingte Baris sich noch als Libero beim damaligen Altländer Sechstligisten Este 06/70, bis Paulis Nachwuchs-Coach Joachim Philipkowski ihn ins Regionalliga-Team holte.

Durch überzeugende Darbietungen als Libero mit Offensivgeist kristallisierte er sich dort als Verstärkung für die Profis heraus. Als das Zweitliga-Team von Verletzungen geplagt war, durfte er im Profi-Kader mittrainieren. Baris schaffte mehr, als nur Staffage zu bleiben: Im Dezember kam er zu seiner ersten Einwechslung im Profifußball, zwei weitere folgten.

Damit steht Baris auch für das erweiterte St. Pauli-Prinzip, „aus der Not eine Jugend“ zu machen, wie das Fanzine Unhaltbar! bereits im August 1996 den Kurs des klammen Clubs beschrieb. Mit Ivan Klasnic, Zlatan Bajramovic, Christian Rahn, Piotr Staczek und Markus Ahlf stehen fünf Kicker im Zweitliga-Kader, die aus der eigenen Jugend hervorgegangen sind.

„Ein Weg, den wir bewusst gehen“, erklärt Stephan Beutel, der Leiter der Lizenzspielerabteilung: „Wenn wir die jungen Leute in die Verantwortung nahmen, haben sie uns bisher nie enttäuscht.“

Angesichts der wirtschaftlichen Unwägbarkeiten beim FC St. Pauli ist die Verpflichtung von Hamburger Talenten derzeit auch weitgehend alternativlos. Mit Philipp Albrecht vom VfL Pinneberg haben die Amateure bereits einen Neuzugang für die kommende Saison. Der 20-jährige Hauke Brückner vom Viertligisten Rasensport Elmshorn steht auf der Wunschliste der Kiezkicker. Doch der defensive Mittelfeldspieler wird auch vom 1. SC Norderstedt und den HSV-Amateuren umworben.

Entscheidet sich der angehende Abiturient Brückner für braun-weiß, läge es wohl vor allem an den kurzen Wegen, die derzeit beim FC zu beschreiten sind: Geht der Zweitligist – den Klassenerhalt vorausgesetzt – die nächste Saison tatsächlich mit einem Mini-Etat im einstelligen Millionenbereich an, dürften zahlreiche Routiniers den Club verlassen. Der Weg wäre – notgedrungen – frei für eine umfassende Verjüngung.

Ob dann der Spielerdurchleitkoeffizient zwischen Amateur- und Profi-Mannschaft nochmals in die Höhe schnellt? Bei Este ebnete Deniz Baris durch seinen Weggang zunächst einem bekannten „Alten“ den Weg. Sein ein Jahr älterer Bruder Engin übernahm den Libero-Posten bei den Cranzern. Inzwischen bahnt sich eine Familienzusammenführung im Kleinen an: Engin trainiert in der Rückrunde bei St. Paulis Amateuren mit.

Folke Havekost

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