■ Die Debatte um den Treibhauseffekt führt in die Irre: Endlich wieder Porsche fahren
Vor einem Jahr mischten Dirk Maxeiner und Michael Miersch mit ihrem Buch vom „Öko-Optimimus“ die Umweltbewegung auf. Nicht ganz zu Unrecht klagte Maxeiner den Hang zu Untergangsszenarien an, verlangte mehr Pragmatismus und Augenmaß. Doch kaum ein Jahr später legt er nach und will mit einem Mischmasch aus kleinen Zweifeln und noch unbewiesenen Hypothesen die Treibhaus-Theorie zu Fall bringen.
Doch die Klimakatastrophe ist keine These wirrer Ökofanatiker, wie sie Maxeiner sonst so gerne ausschimpft. Daß der Kohlendioxidausstoß die Atmosphäre aufheizt, ist vielmehr Konsens in der internationalen Wissenschaftsgemeinde. Das wirft die Frage auf, ob Maxeiner die Umweltbewegung wirklich vor Übereifer schützen oder einfach nur endlich mit gutem Gewissen Porsche fahren will.
Dabei muß im Konflikt um den Treibhauseffekt nun wirklich niemand in Schutz genommen werden: Hier redet das Geld mit. Ölstaaten wie Kuwait stecken gemeinsam mit der Kohle- und der Mineralölindustrie US-Wissenschaftlern Geld zu, damit sie sich in den Medien skeptisch über den Treibhauseffekt äußern. Unter dem irreführenden Namen „Global Climate Coalition“ schlossen sich mächtige Öl- und Kohlekonzerne zur Lobbymacht zusammen. Und auch in Deutschland geistern immer wieder selbsternannte Klimaskeptiker durch Welt und Handelsblatt, die mit dem Niveau ihrer Argumente nicht durchs Physikabitur kämen. Die Leser verstehen's sowieso nicht.
Währenddessen werden die Hinweise der Klimaforscher immer deutlicher, daß der Treibhauseffekt auf uns zukommt. Zwar korrigierten sie ihre ersten groben Klimaprognosen in den vergangenen Jahren etwas nach unten, dafür passen ihre Vorhersagen aber immer besser mit der Wirklichkeit zusammen. Ihre Arbeit ist offenbar so überzeugend, daß der britische Ölmulti BP vor wenigen Wochen aus der Global Climate Coalition ausbrach. Ein historischer Schritt.
Und nun ausgerechnet erzählt uns Dirk Maxeiner in der Zeit, daß der Treibhauseffekt ausfällt. Vielleicht fühlt sich Maxeiner doch ein wenig unwohl in der Begleitung von Menschen, die mit rechtsradikalen Verschwörungstheorien gegen den Treibhauseffekt wettern, wie der obskure Kleinverleger Helmut Böttiger. Schließlich erscheint bei ihm das Buch, auf das sich Maxeiner stützt. Angesichts von Arbeitslosigkeit und Haushaltslöchern hat es die Umweltbewegung derzeit besonders schwer. Warum jemanden treten, der am Boden liegt? Matthias Urbach
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen