■ Querspalte: Die Brüder Blair
Oskar Blair: Also los jetzt, Jungs. Wer wird nun Kanzlerkandidat?
Gerhard Blair: Nicht Rudi.
Rudi Blair: Das ist gemein. Ich will auch mitmachen.
Gerhard Blair: Du kümmerst dich um die Steuerreform. Das hier ist eine Sache zwischen Oskar und mir.
Rudi Blair: Ich profiliere mich aber gerade so schön. „Unsere sozialdemokratische Politik ist ganz klar“, habe ich gerade der Bild-Zeitung gesagt.
Oskar Blair: Schön gesagt. Aber ich war am 1. Mai in Leipzig, obwohl schlechtes Wetter war. Beifall hab' ich auch gekriegt.
Rudi Blair: „Der Spitzensteuersatz kann sinken, wenn das mit gestopften Schlupflöchern bezahlt wird“, habe ich gesagt.
Gerhard Blair: Gestopfte was?
Rudi Blair: Schlupflöcher. Wo die Kapitalisten...
Gerhard Blair: Das will ich nicht gehört haben.
Rudi Blair: ...ich meine natürlich: die Unternehmer – aua! – äh, die, die richtig viel verdienen und so Steuertricks benutzen.
Gerhard Blair: Schluß jetzt. Wir wollten uns heute einigen, wer kandidiert.
Oskar Blair: Du modernisierst die Partei...
Gerhard Blair: „Wir müssen auch die erreichen, die wir mal als Besserverdienende bezeichnet haben.“ (Er legt ergriffen den Arm um sich selbst.)
Oskar Blair: ...und ich werde gewählt!
Gerhard Blair: Wirst du nicht. Du kannst nicht Kanzler werden.
Oskar Blair: Wieso?
Gerhard Blair: Ganz einfach: Nimm mal an, du fährst nach Australien und gehst da schwimmen.
Oskar Blair: Ich kann schwimmen.
Gerhard Blair: Ja, ja. Aber jetzt stell dir vor, du wirst im Badelaken geknipst.
Rudi Blair: Gnihihi...
Oskar Blair: Wie Helmut Kohl? Als Berg, als... würdevoller König?
Gerhard Blair: Genau. Paßt das besser zu mir oder zu dir?
Oskar Blair: Oh. Tja. Dann eben nicht. (geht ab und denkt sich eine schöne Rede an die Gewerkschaften aus) Carola Rönneburg
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