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Die „Bild“ und die WulffsTreffer! Versenkt!

Seit dem Ehe-Aus von Christian und Bettina Wulff wissen wir: Bei „Bild“ schreibt der Chef Kai Diekmann noch selbst. Nur warum?

Da hat Kai Diekmann doch aus dem fernen Kalifornien noch mal schnell selbst den Griffel gezückt. Bild: reuters

Es gibt etwas in fast jeder Zeitung und Zeitschrift, das lesen JournalistInnen am allerliebsten: Autorenzeilen. Journalisten fragen ihre Kollegen nicht: „Hast du den Artikel über mordende Frösche im Spiegel gelesen?“ Journalisten fragen: „Hast du den Artikel von [Hier bitte beliebigen Autorennamen einfügen] im [Medium einfügen] gelesen?“ Das klingt wissend, das klingt nach: Ich kenne mich aus in der Branche.

Deshalb ist anzunehmen, dass der Bild-Chefredakteur Kai Diekmann genau wusste, was er tat, als er seinen Namen über die Texte zur Trennung von Christian und Bettina Wulff setzen ließ. Der Autorenname war in diesem Fall mehr als nur die Information, wer hier was als Erster herausgefunden hat. Diekmanns Autorenzeile war und ist ein Statement – nur was für eins?

Ist es am Ende doch so, dass die Kampagne gegen den einstigen Bild-Kumpel Wulff auch eine persönliche von Diekmann gegen den mittlerweile ehemaligen Bundespräsidenten war? Hat den Bild-Chef der bitterböse Anruf auf der Mailbox doch getroffen? Ist das nun der Konter?

Diekmann stützte sich in der ersten Meldung auf eine Quelle aus der Bundes-CDU, dass Wulff bereits in einer Mietwohnung lebe. Dabei ist kaum anzunehmen, dass Diekmann den kürzesten Draht aller Bild-Redakteure zur CDU hat.

Zudem weilt der Big Boss seit Monaten im Silicon Valley in den USA, um Anregungen für die Arbeit daheim zu finden. Von dort aus wollte er sich eigentlich gar nicht in die tagesaktuelle Produktion einmischen. Nun hat er es doch getan. Es muss ihm sehr wichtig gewesen sein, seinen Namen über dem Artikel zu lesen.

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7 Kommentare

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  • V
    viccy

    @ Potz Blitz

    Sie wussten also schon vor diesem Artikel, dass K.D. den Artikel über die Trennung selbst geschrieben hat?

  • C
    Celsus

    Bei Herrn Wulff hatte ich immer das Gefühl, dass er ein sensibler und freundlicher Mensch ist. Da schien es mir schon gar nicht zu passen, dass er den Rücktritt des ehemaligen Bundespräsidenten Rau wegen Bonusmeilen bei Flügen forderte und in einem Atemzug auf absoluter Saubermann machte.

     

    Wer oder was hat den Mann zu einem solchen Verhalten gegenüber den politischen Konkurrenten getrieben? Ist es bei Spitzenpolitikern tatsächlich immer der blinde Ehrgeiz nach Art eines Macbeth bei Shakespeare, der sie antreibt? Oder werden dei irgendwie auf gnadenloses und mitleidloses Zubeißen trainiert?

     

    Nach meinem Gefühl tut es Politikern eher gut, wenn sie die Nachsicht eines Richard von Weizsäcker bei den persönlichen Fehlern eines Gegners zeigen und sich auf gute Argumente in der politischen Diskussion beschränken.

     

    Heute aber werden Meinungen werden mit Rücksicht auf einen kommenden Wahlerfolg geändert und Überzeugungsarbeit mit tiefgründiger Argumentation nicht mehr geleistet. Die persönlichen Opfer und Leiden an dieser Kultur können wir nunmehr an einem ehemaligen Bundespräsidenten sehen.

     

    Es wäre and er Zeit, Herrn Wulff als Individuum und nicht als ehemaliges Mitglied der CDU an seinen ganz persönlichen Leistungen zu messen. Dazu gehört eben, was er in seinem Amt als Bundespräsident für die Integration von in Deutschland lebenden Menschen und für den Bau von Brücken zwischen den Menschen in der Gesellschaft geleistet hat.

     

    Ausdrücklich zu loben ist auch, dass er nach allem, was ich hörte, nie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gegen Arbeitslose oder andere Gruppen schürte. Das ist leider all zu oft das Werk etablierter Parteien in Deutschland und unter anderem der CDU.

  • EF
    ED Färber

    Sehr passend das Foto vom gegeelten Lackel. Warum beschäftigen sich hochbezahlte Menschen überhaupt mit diesem Gesindel?

  • W
    wauz

    Zorn durch Enttäuschung

     

    Christian Wulff hat viel Wohlwollen und Unterstützung genosssen. Dieses Wohlwollen und die Unterstützung waren natürlich mit einer Hoffnung verbunden - auf einen Politiker, der es schafft, Modernität auf einer soliden konservativen Basis aufzubauen. Diese Hoffnung hat ein Stück dazu geholfen, dass viele de Realität nicht so ganz wahrhaben wollten.

    Den Bruch mit seiner Frau Christiane haben viele hingenommen, obwohl er sich mit konservativem Weltbild nicht gut verträgt. Dann kamen immer mehr Einzelheiten dazu, die die Geduld gedehnt haben. Als dann die Sache mit dem Kredit, bzw. mit den Lügen über denselben aufkam, platzte vielen Unterstützern der Kragen.

    Dieses Unbehagen muss es in gewissen Insiderkreisen schon früher gegeben haben. Wulff hat, implizit oder explizit, gegen die Geschäftsgrundlagen verstoßen. Er hat die Erwartungen derer, die ihn auf den Schild gehoben haben, so enttäuscht, dass sie bereit waren, den politischen Flurschaden in Kauf zu nehmen, der beim Absägen entstehen musste.

    Die Wut auf Wulff war also weit vor dem fatalen Anruf bei Kai Diekmann da.

    Nebenbei ist das auch noch ein weiterer Beleg für die volkstümliche These, dass everybody's darling sein zu wollen, dazu führt, dass man everybody's Arschloch wird.

  • I
    Icke

    den einzigen Fehler den Wulff in den Augen Diekmanns und Springer wirklich verbrochen hat war die eindeutige positive Stellung zum Islam in Deutschland.

     

    Die Konsequenz und Härte der "BILD Journalisten" gab es bei Helmut Kohl nicht. Fragt sich warum.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Die Moral von der Geschicht: Verscherz es mit der BILD dir nicht? … schlimmer hätte es für die politik in de kaum kommen können → http://identi.ca/notice/98895049

  • PB
    Potz Blitz

    Journalistentugend Nummer 1:

    Blöd herumspekulieren.

     

    Leider halten das nur Journalisten für eine Tugend. Die meisten Leser dürfte es eher nerven.

     

    Das Fazit "Es muss ihm wohl sehr wichtig gewesen sein." ist ja überaus erhellend. Dem Autoren dieser Zeilen muss es wohl auch sehr wichtig gewesen sein, diesen Beitrag zu verfassen - sonst hätte er es ja nicht getan. Aber trotzdem - der Leser sollte froh und dankbar sein, dass ihm hier selbst simpelste Denkaufgaben abgenommen werden.

     

    Hören Sie auf mit solch einfältigem Blödsinn. Das bringt niemandem etwas - außer vielleicht Ihnen selbst.

    Wie wäre es mal mit eher langweiligen und mühevollen Tätigkeiten wie Recherche? Ich habe gehört, vielen Leser ist genau das wichtig. Gut recherchierte Artikel. Und nicht dämliches Geseier auf Krabbelgruppenniveau.