: Die Beatles - „Legende ohne Ende“
■ In Bremen wurde am Osterwochenende vergeblich versucht, den Mythos um die Beatles zu beleben Auch die Auftritte einiger „legendärer“ Figuren um die damalige Gruppe ließen den Saal nicht voller werden
Aus Bremen Klaus Wolschner
„Ich finde es doll, ich finde es echt doll“, sagt eine 40jährige. Sie sitzt in einer Runde mit ihrer Tochter und deren Bekannten, fünf echte Fotos von „damals“ liegen auf dem Tisch, aus dem Familienalbum herausgerissen. Die Bilder will sie hier für 150 Mark verscherbeln. Eine handvoll Händler haben alte Platten, Videos und kleinere Reliquien aus der guten alten Zeit der 60er ausgebreitet. Der Veranstalter der Beatles– Convention 87, der 25jährige Wolfgang Meier, lud Berühmtheiten, zum Beispiel: Pete Best, ein Angestellter des Liverpooler Arbeitsamtes, 1962 allerdings für einige Zeit der Schlagzeuger der Beatles, bevor er Ringo Platz zu machen hatte. Oder Horst Fascher, der legendäre Manager des legendären Hamburger Star– Clubs, weißhaarig und kurzgeschoren wie ein Veteran der US– Army. Und schließlich Tony Sheridan mit langem weißen Haar und Sannyassin–Kette. Wie oft er nun wirklich mit den Beatles aufgetreten ist, wird nicht recht deutlich; auf einem Reklame–Zettel jedenfalls läßt er sich preisen als ein „Anreger der Rock–Musik“, „ohne daß Tony dafür bisher die gebührende Anerkennung gefun den hat“. Die werfen ihm die ca. 150 16– bis 25jährigen - Circa 20 Fans der ersten Garde sind da. Der Rest ist wohl mit Familie beim Osterspaziergang - auch nicht gerade nach, die sich im ehemaligen Kino–Saal „Modernes“ verteilen. Im Hintergrund dudeln alte Scheiben provozierend leise. Ein paar Jugendliche hängen vor Video–Schirmen und schauen sich „promos“ an, andere stehen gelangweilt herum. Mittendrin sogar ein richtiger Fan mit beschrifteter Jacke und vielen alten Buttons, Bernd, 20 Jahre jung. Er war ein Jahr lang in einem der immer noch existierenden Fan–Clubs in Hamburg dabei, bevor er nach Bremen kam. Was macht so ein richtiger Fan–Club heute? Souvenirs verkaufen, meint er, Musik hören, Tanzabende, „da trinkst du dein Bier“. Er hört die Beatles gern, weil die Musik ihm gefällt, und er ist auch für den Frieden. Sein Fan–Club in einem Bremer Arbeiterviertel zählt heute allerdings nicht mehr als zehn Jugendliche, die ab und an zusammensitzen. Die Beatles–Convention gefällt ihm nicht: „Irgendwie ist das nicht richtig organisiert oder so.“ Dann endlich um 18 Uhr des Karfreitagnachmittag kommen die berühmten Gäste auf die Bühne. Ein „bekannter Talk–Master von Radio Bremen“, Christian Günther, soll die Unterhaltung moderieren. Die richtigen Beatles–Fans von damals würden heute eher an die Rente denken, verrät er dem jungen Zuhörer– Publikum. Horst Fascher, der Manager, plaudert, daß beim ersten Auftritt in Hamburg George Harrison gerade 17 gewesen sei. Die Pilzköpfe seien mit einem alten Bus und „minderwertigen Instrumenten“ angekommen, „alle keine exzellenten Musiker“, aber herumgesprungen auf der Bühne - und das war neu. Tony Sheridan lebt heute in Wuppertal. 1962 hat er England verlassen, „weil es nicht mein Fall ist“. Auch als am zweiten Abend der Beatles–Convention 87 „life– Musik“ aus den 60ern angesagt ist, will der Saal nicht voll werden. Zum Abschluß steigt eine Bremer Band auf die Bühne, routiniert im Zusammenspiel und in ihrer Bühnenakrobatik sichtlich bemüht zu zeigen, was damals noch alles los war - als sie 20 Jahre jünger waren. Später werden die Stände abgebaut, auch Bernd, der letzte Fan, ist gegangen. „25 Jahre Beatles, Legende ohne Ende“, hatte er vorher gesagt. Für den Organisator war das Wetter an dem Flop schuld. „Ein Riesenerfolg war es wohl nicht.“
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