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„Dick“ Nixon ist wieder da

■ Watergate? - Verdammt, was war das noch mal?

Berlin (taz) - Es war Bush, der am 7. August 1974 in seiner Funktion als Vorsitzender des nationalen Komitees einen Brief an Richard Nixon schrieb und ihm nahelegte, ein Rücktritt sei „das Beste für das Land, das Beste für diesen Präsidenten.“ Und es war jetzt wieder Bush, der anläßlich der bei Ex-US-Präsidenten üblichen millionenschweren Bibliotheksgründungen das W-Wort erwähnte - Watergate -, aber so geschickt verpackt, daß „Dick“ zufrieden lächeln konnte. Watergate sei die „siebte Krise“ gewesen - eine Anspielung auf ein Buch Nixons mit dem Titel Sechs Krisen. Na ja, Krisen hat eben jeder mal.

Die endgültige Rehabilitierung des Mannes, der mit seinen Abhöraktionen der politischen Kultur der USA einen K.-o. -Schlag mit Trauma verpaßte, erfolgte durch den Mann, dem Irangate nicht das Rückgrat brach, sondern allenfalls Schlafstörungen verursachte. Mit dabei waren die Ex -Präsidenten Reagan und Ford.

Vor 20.000 ZuhörerInnen im kalifornischen Yorba Linda lobte Bush: „Richard Nixon hat dazu beigetragen, die Entwicklung nicht nur Amerikas, sondern der ganzen Welt zu verändern.“ Bush erinnerte daran, daß Nixon als erster amerikanischer Präsident China besuchte und das erste Abkommen mit Moskau zur Begrenzung der strategischen Waffen unterzeichnete. Kritiker rätseln, warum die amerikanische Gesellschaft gerade im Fall Nixon so schnell vergibt und vergißt. Noch 1979 war er auf der Liste der zehn unbeliebstesten Personen der USA. 1986 meinten aber schon 54 Prozent, Ford habe ihn zu Recht begnadigt. „Mein Sohn wird mir sagen, bei Watergate gab es doch keine Toten“, umschreibt Joe McGinniss, der ein Buch über Nixons 1968er Wahlkampf schrieb.

Und der selbst? 1988 äußerte er in einem Fernsehinterview die Hoffnung, man werde Watergate vergessen, seine Außenpolitk nicht. Damit hat er recht behalten. Geändert hat sich sein Denken nicht. In seinem letzten Buch In the Arena besteht er weiterhin darauf, daß der Vietnamkrieg hätte gewonnen werden können, wenn der Kongreß nicht die Sache hätte schleifen lassen. Und zu Watergate: Er habe kein Verbrechen begangen, sondern sich nur im Ton gegenüber seinen Untergebenen vergriffen...

PS: Es gibt ein Archiv in der Bibliothek. In ihm sollen auch Dokumente zum Watergate-Skandal zugänglich sein. Ab nächstem Jahr.

AS

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