Dialog im Urheberrecht: Lass uns doch Freunde sein
Nach wechselseitigen Vorwürfen und Appellen ist es nun so weit: Urheber und Internetnutzer kommen ins Gespräch – auf der Internet-Plattform iRights.info.
BERLIN dpa | Aufrufe zum Urheberrecht gab es zuletzt genug, jetzt sind Vertreter der widerstreitenden Interessen in einen Dialog eingetreten. Auf Initiative des Blogs iRights.info kamen am Freitag in Berlin etwa 45 Teilnehmer von Seiten der Internet-Nutzer und der Urheber zusammen, um über Möglichkeiten für einen fairen Interessenausgleich zu beraten. Dem Auftakt mit Beratungen in Arbeitsgruppen sollen weitere Treffen folgen, wie Philipp Otto von iRights.info mitteilte.
„Gegenseitige Aufrufe führen nur zu einer Polarisierung, was wir in dieser Diskussion nicht gebrauchen können und was sowohl dem Anliegen der Nutzer als auch dem der Urheber schadet“, sagte Otto der Nachrichtenagentur dpa. Unter den Teilnehmern waren nach seinen Angaben unter anderen auch Vertreter des Vereins Digitale Gesellschaft und der Verbraucherzentrale Bundesverband, der Fotografenvereinigung Freelance, der VG Wort, des Verbands der Drehbuchautoren sowie Vertreter der Piratenpartei und Mitarbeiter von Abgeordneten weiterer Parteien.
„Wir versuchen, mit dieser Veranstaltung eine konstruktive Arbeitsatmosphäre herbeizuführen, um Missverständnisse auszuräumen“, sagte Otto. Am Donnerstag hatten 100 Erstunterzeichner einer Erklärung „gegen den Diebstahl geistigen Eigentums“ das Urheberrecht als „historische Errungenschaft bürgerlicher Freiheit“ bezeichnet. Zu ihnen gehören die Schriftsteller Daniel Kehlmann, Charlotte Roche, Julia Franck, Uwe Tellkamp, Martin Walser und Günter Wallraff sowie Künstler wie der Schauspieler Mario Adorf. Auch der Musiker und Schriftsteller Sven Regener unterschrieb - er hatte die Debatte im März mit einer heftigen Polemik in Fahrt gebracht.
Daraufhin veröffentlichten Internet-Nutzer eine Gegenerklärung, die innerhalb weniger Stunde von mehr als 2800 Personen unterzeichnet wurde. „Wir wollen das Urheberrecht nicht abschaffen“, betonen sie. Das Internet habe aber die Rahmenbedingungen für kulturelles Schaffen dramatisch verändert, womit sich für alle neue Fragen stellten.
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Volker Kauder erklärte, er könne die Schriftsteller und Musiker gut verstehen, die momentan den Schutz ihres geistigen Eigentums auch im Internet einforderten. Allerdings dürfe das Netz nicht als Gegenspieler der Kultur betrachtet werden. Das Internet könne die Popularität von Künstlern fördern - „und zwar ohne riesige Werbetats“, schrieb Kauder in einem Beitrag für Spiegel Online.
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