Deutschlands Umgang mit KurdInnen: Ein Geschenk für Erdoğan
Deutschland zeigt mehr Härte gegen kurdische Verbände. Die kritisieren das Verbot von Symbolen nicht verbotener Organisationen.
„Das Symbolverbot ist ein Geschenk an den türkischen Präsidenten Erdoğan“, sagt hingegen Yavuz Fersoglu, Sprecher des Kurdenverbandes NavDem. Im Streit um Wahlkampfauftritte türkischer Minister in Deutschland versuche man mit dem Vorgehen gegen PKK-Sympathisanten Präsident Erdoğan milde zu stimmen, so Fersoglu. Man mache sich die Politik Erdogans zu eigen, die Kurden „das Existenzrecht“ abspreche und „ihre Sprache und Kultur unter Strafe stelle“. Und weiter sagt Fersoglu: Die PKK sei eine Befreiungsarmee und keine Terrororganisation.
Schon bei den Demonstrationen zum kurdischen Neujahrsfest Nevroz in Frankfurt am Wochenende hatte die Polizei das Symbolverbot zur Auflage gemacht. Auch bei einer Kundgebung in Berlin sind nach Informationen von NavDem zwei Demonstranten festgenommen worden, weil sie die neuerdings verbotenen Symbole gezeigt hätten.
Die Flaggen der PYD und YPG
Konkret geht es dabei um die Symbole und Flaggen der PYD und der YPG, die weite Gebiete in Nordsyrien – von ihnen Rojava genannt – militärisch und politisch selbst verwalten. Ideologisch seien diese Kantone an der Südgrenze der Türkei nach den politischen Ideen Öcalans aufgebaut worden, sagt Masod Hasan, Leiter der Rojava-Vertretung in Deutschland. Und dennoch: Mit der PKK habe man zwar auf Parteiebene Kontakt, eine militärische Kooperation aber gebe es nicht.
Die YPG, der militärische Arm der KurdInnen in Nordsyrien führe einen Kampf für ein demokratisches föderales Syrien, vor allem gegen den IS. Der türkische Staat greift deren Stellungen aus der Luft an. Hasan fordert von der internationalen Gemeinschaft die Anerkennung der nordsyrischen Verwaltung.
Auch Rohelat T. vom Verband der Studierenden aus Kurdistan (YXK) sieht das Symbolverbot als Angriff gegen auf die KurdInnen. Sie befürchtet, dass es nicht bei dem Verbot von Symbolen bleiben werde, sondern weitere Einschränkungen der politischen Aktivitäten kurdischer Gruppen in Deutschland folgen.
Von der PKK als Arbeiterpartei aber wolle man sich dennoch nicht distanzieren, da sie die Mehrheit der KurdInnen vertrete, meint T. Im Gegenteil. Sie fordert die Aufhebung des PKK-Verbots in Deutschland.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Ärzteschaft in Deutschland
Die Götter in Weiß und ihre Lobby
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid